Category Archives: Tadschikistan

Wieder in Khorog

Gestern sind wir ziemlich durchgefahren. Erst wollten wir ja noch wo wandern gehen, aber das Wetter war heute nicht besonders gut. Es sah nach regen aus.
In Ishkashim habe ich in dem Guesthouse Aviva (die von der usbekisch-kirgisischen Grenze) wieder getroffen. Lustig wie klein die Welt ist.
Heute sind wir mit einem Stop in Garmchasma weiter bis Khorog gefahren.
Die heissen Quellen von Garmchasma sind echt schön. Es sieht ein bisschen aus wie in Pammukkale/Türkei. Nur dass es halt nicht so gross ist.
Das ganz nahm dann eine unangenehme Wende. Beim rein gehen sah ich schon einen mit ein paar komischen Flecken auf dem Oberarm, hatte mir dabei aber noch nix gedacht. So nach ner guten viertel Stunde haben die Typen neben mir dann angefangen sich ihre Arme und Hände zu zeigen und alle hatte komische Hautkrankheiten. Bäh! Und dann ist der eine mit den Flecken am Oberarm raus gegangen. Der Arm war nur der Anfang. An den Beinen war es nur noch wiederlich. Und ich sass mit all denen im gleichen Wasser. Kein Chlor. Bäh. Dann bin ich zu dem kleinen Wasserfall, der das Becken füllte, und wollte mich abduschen. Das Wasser war aber viel zu heiss zum drunter stehen. Oh, schrecklich. Also nix wie raus.
Wir haben dann noch vor Ort ein Hotel gesucht, aber das war blöd. Also sind wir weiter nach Khorog gefahren. Ich hatte ein sehr starkes Bedürfnis mich mit Seife sauber zu waschen. Ich hoffe mal dass nix hängen geblieben ist.

Wellness im afghanisch-tadschikischen Grenzgebiet

Oh, so lässt sich leben!
Die Petroglyphen vorgestern waren nicht sooo der Hammer. Es ist halt auch schade, dass es neuzeitliche Nachahmer gibt, welche dann einfach über die wirklich alten Sachen drüber schreiben. Mangel an Respekt.
Nach dem Mittagessen (zur Abwechslung Kartoffeln ohne Nudeln) sind wir weiter nach Zong gefahren. Stolze 2km. Dort haben wir die heissen Quellen gesucht. Auf dem Weg kam dann plötzliche einer zum Auto gelaufen und führte uns hin. Offensichtlich gehören die Häuschen zu einer Familie. Jedenfalls haben wir unterwegs gehalten, ein Typ hat nen Schlüssel gebracht und dann ging es auf dem sehr schmalen Weg weiter den Berg hinauf.
Oben waren ein paar kleine Badehäuser aus Stein. Darin angenehm heisses Wasser. Ole ole.
Anschliessend hat uns der Typ noch zum Tee eingeladen. Dazu kam dann noch, wie anscheinend üblich, Kartoffel mit Nudeln und dem Hauch Zwiebel und Brot. Irgendwann hatte er uns dann überredet doch hier zu schlafen.
Abends wurden wir nochmal zu den heissen Quellen geführt. Vor der Türe bekam ich eine Tüte mit ner grossen Flasche Bier und zwei Tassen. Wie geil! So sassen wir zwei mit Bier in dem hüschen Häuschen und fragten uns ob die es wirklich noch gut mit uns meinten? Nachdem uns aber schon das halbe Dorf kannte, hätte es quasi einen Kollektivmord geben müssen.
Gestern morgen, nach einem weiteren Bad, sind wir weiter auf unserem Weg gen Western durch das Whakan. Zu unserer linken, der vor allem aus den Nachrichten berühmte Hindukusch mit seinen Wunderschönen schroffen Gipfeln. Auch wenn da wohl keine Taliban wohnen, ist mir das etwas zu heiss. Locken tut es trotzdem.
Unterwegs kamen wir an einer Werkstatt vorbei. Dort haben wir den kaputten Reifen flicken lassen. In 5min war alles erledigt. Während ich das Ersatzrad wieder demontierte, hat Katrin die Kinder des Dorfes unterhalten und fotografiert. Das ist hier echt spannend. Denn die kommen ganz lieb und fragen, ob man sie fotografieren möchte. Übrigens nicht nur die Kinder. Ich hatte zwei Jungs die mich tatkräftig bei meiner Arbeit unterstützten.
In Toguz haben wir gehalten, weil da so ein toller buddhistischer Tempel steht. Naja. 15min Fussweg sind in Ordnung. Den Weg dahin haben uns 3 Jungs begleitet, die recht gut englisch konnten. Unterwegs wollten sie uns Rubine verkaufen (die sind hier echt billig, aber was mach ich dann damit?) und als wir dort waren, wollten sie Geld dafür haben, dass sie uns den Weg gezeigt haben. Also bitte! Nix gibt’s – so nicht.
Weiter auf der Strasse und zu den Bibi Fatima Springs. Das machen alle Guides mit ihren Kunden – wir also auch. Als wir von der Hauptstrasse abfuhren und es steiler wurde, wollte ich die Untersetzung rein machen. Leider ging das nicht. Kaputt. Wenigstens geht der normale 4WD. Also etwas zurück und dann halt mit Schwung die 7km den Berg hoch.
An der Ruine Yamchun haben wir noch gehalten und sind den kleinen Abstecher durch die 900 Jahre alten Mauern gemacht. Von dort hat man eine fantastische Aussicht über das ganze Tal und die riesige Schwemmebene.
Die Bibi Fatima Springs sind „Frauenquellen“. Das Bad war früher nur für Frauen. Die sollen dort fruchtbarer werden. Katrin hat ein paar Bilder vom Frauenteil gemacht. Sehr schön. Bei uns Männern war es nicht hässlich, aber lange nicht so kultig. Das Häuschen ist neuer und in der Umkleide roch es als ob jemand in die Ecke geschissen hätte. Ich weiss nicht wo es her kam, ich konnte keinen Haufen finden. Das Bad selbst war ok. Nicht megabesonders, aber ok.
So ist beim Reisen. Mal 4 Tage ohne Bad und dann 4 Bäder an einem Tag.
Gestern Abend bekamen wir Besuch an unserem Schlafplatz. Ein Moslem, hackedicht, der gerade von seinem ebenfalls hackedichten Freund mit dem Auto abgesetzt wurde, hatte ein grosses Mitteilungsbedürfnis. Verstanden haben wir nicht viel. Erstens ist mit meinen Russischkenntnissen nicht weit her, zweitens wäre er wohl auch für Russen schwer zu verstehen gewesen. Zwischendurch hat er dann immer wieder gebetet, um sich im nächsten Moment am Auto festzuhalten, damit er nicht umfällt. Und dann noch das schärfste. Als er seinen Sohn (oder Enkel, so genau kann man das hier ja nie sagen) geküsst hat, hatte er den Arm um mich gelegt und mir auch ein Küsschen auf die Backe gegeben. Und jetzt echt, das war kein Typ von dem man gerne ein Küsschen bekommt. Als er dann endlich weg war, hab ich erstmal mit ein paar feuchte Tüchlein gebraucht…

Durch das Wakhan Tal

Gestern morgen sind wir früh aufgestanden. Also wirklich früh. Um 5 hat der Wecker geklingelt. Und anders als die letzten Nächte war es voll warm. Also 9°C. Man wird bescheiden.
Der Weg zum See war voll schön. Im Licht der aufgehenden Sonne und leichtem Dunst hatte diese leichte Hügellandschaft einen besonderen Reiz. Denn Sonnenaufgang über dem See haben wir leider verpasst.
Auf der anderen Seite des Pamirs leuchteten uns die weissen Gipfel des afghanischen Wakhan entgegen. Das sind wohl die krassesten Berge die ich je gesehen habe. Sehr steil und sehr schroff. Nur blanker Fels und Eis.
So nach 2h mussten wir aber umkehren. Es kam ein eisiger Wind auf und wir hatten, weil es ja so warm war, die langen Unterhosen und die Gore-Tex-Jacken im Auto gelassen. Schön blöd!
Auf dem Weg zurück nach Kargush haben wir am Fluss, wo sehr viele Wasservögel waren, mitten auf der Strasse gehalten und Mittag gegessen. Bei dem Verkehrsaufkommen stört das niemand.
Katrin hatte ja bis dahin geglaubt, dass es nicht so schlimm gewesen wäre, wenn wir weiter gefahren wären und noch eine Panne gehabt hätten, weil hier ja immer Touristen durch kommen würden. Die letzten 24h haben wir nicht ein Auto gesehen.
Nach dem Militärposten in Kargush ging es auf einem kleinen unbefestigten Strässchen hinunter ins Wakhan Tal. Auf diesem Strässchen könnte man sämtlichen Warnschilder aufstellen die es in Europa gibt. In teilweise engen Kurven schlang sich die Strasse oft an über 45° steilen Abhängen entlang. An manchen Stellen war dann noch ein Stück weggebrochen. Wenn man weniger als 1m vom Strassenrand weg ist und aus dem Fenster kuckt und nur sieht, wie es sehr, sehr tief ins Tal runter geht ohne den Fluss unten sehen zu können, wird man schon etwas nervös. Katrin meinte ja, wir wären zwischenzeitlich schon sehr abgebrüht. Das stimmt. Aber als ich sie dann auf meiner Seite aus dem Fenster hab kucken lassen, kommentierte sie das nur mit einem knappen „Fuck“.
Gegenverkehr gab es auf dem 60km langen Stück, bis auf 2 Radfahrer, nicht. Im Sand der Strasse war nur die Spur eines einzigen Autos. Die einzigen Hindernisse waren die Tierherden die auf der Strasse ins Tal abgetrieben wurden. Da durch zu fahren ist zwar stressig, aber auch ganz lustig. Da steht man dann mitten in einem dichten Teppich aus Schafen, Ziegen oder Rindern.
Ich weiss nicht genau warum, aber mir zur Zeit toal nach Snowboarden. Ich freu mich schon voll auf den Winter in der Schweiz.
Jetzt sind wir in Langar und haben einen vom Guesthouse engagiert uns die Petroglyphen in der Nähe zu zeigen.

Zorkul, Afghanistan und ein platter Reifen

Nachdem ja heute der 11.09. ist und die Soldaten uns letztes Mal sagten, dass man ab 11. wieder zum Zorkul könne, haben wir heute unser Glück nochmal versucht. Erst schien es, dass unsere Sonderbewilligung wieder nicht reichte. Wir baten den Typen dann mal in Khorog in dem Büro anzurufen. Das tat er wohl auch. Jedenfalls kam er nach ein paar Minuten wieder und wir durften rein.
Es ging entlang am Pamir-Fluss durch eine leicht hügelige, in Flussnähe, grasige Landschaft. Im Fluss waren sehr viele Wasservögel. Mal kucken ob wir noch rausfinden welche genau.
Inzwischen wissen wir auch, warum man für den Zorkul die Sondergenehmigung braucht. Das ist wohl nicht nur weil es ein Naturschutzgebiet ist. Die Strasse dahin geht nämlich nicht nur an der afghanischen Grenze entlang, sondern sie überquert sie auch an mehreren Stellen. Das merkt man immer dann, wenn die Grenzpfosten auf der „falschen“ Seite sind.
An einer blöden Bachüberquerung mit grossen Steinen hatte es ordentlich gerumpelt. Und das Stück danach war noch wilder. Wir waren nicht ganz sicher ob wir auf dem richtigen Weg waren. Etwas davor gab es noch zwei andere Abkreuzungen. Also wieder durch Teil 1 zurück um einen der anderen Wege auszuprobieren. Dort lag nach ein paar Metern ein alter Strommast samt Drähten auf dem Weg. Als ich ausstieg, um mir die Lage genauer anzusehen, hörte ich dieses hässliche Geräusch vom linken Vorderrad. Blöde Schweisse! Und das ganze mitten im tadschikisch-afghanischen Grenzgebiet…
Aus einem knapp 1cm langen Schlitz ströhmte die Luft aus dem Reifen. Erst dachte ich, das sei nicht so schlimm und ich könnte das schnell und einfach mit meinem Reifenflickset aus Bischkek reparieren. Made in China – made to waste! Die Raspel ging nicht in/durch das Loch, genau so wenig wie die Nadel um den Reparaturgummi einzuziehen. Nach etwas Gewalteinwirkung brach der Griff der Raspel ab. Somit war das Thema erledigt und es musste der Ersatzreifen drauf. Vorteil: Das Auto fährt wieder. Nachteil: Durch meine neuen, grösseren Reifen ist der Allrad nur noch mit Vorsicht zu geniessen. Ich mag mein Differenzial nicht kaputt machen. Bisher war die Strasse aber so, dass es auch ohne Allrad zurück in die Zivilisation reichen sollte.
Katrin wollte mich ja dazu bewegen noch die restlichen 5km zum See zu fahren. Aber das ist/war mir zu heiss. Wenn da nochmal was ist, dann stehen wir echt dumm da. Und das vor allem allein auf weiter Flur. Bis zum Militärstützpunkt sind es knapp 50km und 100km bis zur nächsten Siedlung. Da mag ich kein Risiko eingehen.
Ein Platten ist zwar blöd, aber ich mag mich nicht beschweren. Nach 17000km ein platter Reifen ist ok. Vor allem wenn man die Strassenverhältnisse mit berücksichtigt. Und es hätte weitaus blödere Orte dafür gegeben. Wenn das zwischen Shaimak und Jarty Gumbez passiert wäre, wäre das wesentlich spannender geworden. Das Plätzchen hier war so gesehen super. Fester Untergrund für den Wagenheber, trocken und dabei noch schön gelegen. Jetzt sind wir halt nicht am See, dafür aber an einem schöne Platz am Fluss.
Vorher sind wir noch ein Stück auf der Strasse weiter gelaufen und es sieht aus, als ob da nix schlimmes mehr käme, aber jetzt ist es zu spät. Also laufen wir morgen halt das Stück zum See und das muss es dann halt tun.
Zum Trost kocht Katrin jetzt für mich Spaghetti Miracoli.

Zwei läsige Tage

Vorgestern sind wir etwas östlich von Alichur ein Tal hoch gefahren. Der Weg war scheisse und steil. Als wir oben auf dem Pass (Rekord für meinen Kleinen: 4665m) waren, waren wir etwas ernüchtert. Uns umgab eine dunkle Steinwüste. Nur rötlich schwarzer Schotter. Die Hänge waren Teilweise mit Eis überzogen. Ein kleiner Gletscher war nicht weit und zu dem bin ich auch noch kurz hinter gelaufen.
Zurück im Auto ging die Diskussion los. Während ich mich bei den schroffen Steinen etwas um meine Reifen sorgte, wollte Katrin in dieser unwirtlichen Welt nicht bleiben. Ob man nun vielleicht Marco-Polo-Schafe sehen konnte hin oder her. Und sowieso wäre sie lieber noch oben am Yashikul geblieben… Nach langem hin und her haben wir beschlossen zu dem See am Karkush-Pass zu fahren und hier mal nen Tag Pause zu machen. So ein Urlaub ist nämlich manchmal ganz schön anstrengend.
Ja, und so liegen wir hier, seit gestern und machen nix ausser lesen und schlafen. Das ist zwischendurch einfach nötig.
Heute Nachmittag sind wir aber doch noch ein bisshen raus und auf den Hausibek-Viewpoint hoch um einen besseren Blick über der Wakhan zu bekommen. Zwischenzeitlich sind wir zwar gut an die Höhe gewohnt, aber körperliche Anstrengung ist dann halt doch nochmal etwas anderes. Die Mühe hat sich gelohnt und wir wurden mit einer fantastischen Aussicht entlohnt.