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„Die längste Nacht“ oder „Der Lümmel in der letzten Bank“

„The longest night“ – Ein guter Titel für ein Buch oder einen Film. Ein ermüdendes Drama. Ich bin gerade mittendrin. Bis ich in Zürich bin, wird es für mich wohl so 20h Nacht gewesen sein.

Wie sich herausstellte, habe doch auf alten drei Flügen Fensterplätze und sitze nun in der letzten Reihe. Da kann ich jetzt lümmeln – für die nächsten 12h 36min von Singapur bis Zürich. So die Prognose.

Brisbane ist überraschend gross. Und Singapur bei Nacht ist nicht nur flächenmässig riesig. Mit all den Ölplattformen und vielen Schiffen die dort vor Anker liegen und bei Nacht sehr gut beleuchtet sind.

Während es in Brisbane fast am Nachbargate weiter ging, ist das umsteigen in Singapur eine Reise für sich. Anderthalb Stunden sind generell knapp bemessen zwischen Landung und Abflug. Das sind hier riesige Stecken. Also mal locker ein Kilometer bis zum Zug um das Terminal zu wechseln und dann wahrscheinlich nochmal fast 2km zum Gate. Das hat mich fast ne dreiviertel Stunde gekostet. Und dann eine riesen Schlange vor der Security.

Zwischenzeitlich hatten die mit dem Boarding begonnen und es ging nix weiter. Ich bin dann mal vor und habe nach einer Priority Line gefragt. Der meinte ich soll einfach hier anstehen. Meinem Aufruf „Zürich nach vorn“ sind einige gefolgt und waren dankbar.

Vorher hab ich ein kleines Nickerchen gemacht und versuche jetzt noch 3h wach zu bleiben um dann zur schweizer Zeit zu schlafen. Ich hoffe dass hilft.

Es ist zwar peinlich, aber irgendwie war mir nicht ganz klar, wie weit Neuseeland weg ist. Da fliegt man halt so hin. Das habe ich zu wenig hinterfragt. 20’000km ein Weg. Mit Kate hatte ich mal eine Diskussion bzgl. Fliegen vs Heizen. Wenn ich mir diese Reise überlege, dann ist das eine einzige riesige Klimasünde. Also riesig ist untertrieben. Apokalyptisch trifft es wohl eher. 40’000km fliegen macht so 1’400l Kerosin. Hinzu kommen nochmal 600l Diesel für meinen Roadtrip. Macht also so um die 2’000l. Damit kann man wohl ein ganzes Haus ein Jahr lang heizen. Da wird einem schlecht. Ich habe mir da echt zu wenig Gedanken gemacht. Aber die Zahlen werden halt erst dann greifbar, wenn man sie in Relation setzt.

Good Bye New Zealand

Tja, das war’s. Ging irgendwie verdammt schnell vorbei.

Meine 40 NZD Mindestkonsum im Skytower hab ich locker geschafft. Ein Bier und drei Gin-Tonic später war die Sonne über Auckland untergegangen.

Heute Morgen gab es mal wieder ein Frühstück im Hotel. Also ein richtiges. Um 11 kam das Airport shuttle und ich war etwas überpünktlich am Flughafen. Aber hier entspannt warten als in der Stadt um dann doch noch im Panik verfallen zu müssen. So enden die Ferien was und wie sie waren: sehr entspannt!

Neuseeland ist irgendwie wie Fernsehen. So richtig geilen Scheiss gibt’s selten, aber es wird nie langweilig.

37.00774° S, 174.78189° E

Auckland Skybar

Die letzten beiden Tage waren die letzten beiden Tage. Morgen um 11 werde ich vom Hotel abgeholt und zum Flughafen gebracht. Die Tasche ist bereits ziemlich gepackt.

Ja, Auckland. Eine grosse Stadt. Eine sehr grosse Stadt. Es ist wie so oft. Ich habe keine Ahnung, aber irgendwie alles richtig gemacht. Das Viertel Britomart, wo mein Hotel ist, ist neben dem Hafen der Place to be. Das Hafenviertel ist leicht zu Fuss erreichbar. Gesten Abend, auf dem Weg zum Abendessen dort hin, hat mich der Busfahrer nach 200m wieder aussteigen lassen und gemeint, ich solle laufen, das ginge schneller… So sind sie, die Neuseeländer. Entspannt und pragmatisch. Sympathisch.

Also gestern und heute bin ich mehr oder weniger planlos durch die Stadt gelaufen und habe mir das einfach mal ansehen. Heute hatte ich noch überlegt einen Ausflug auf eine Insel hier zu machen, aber das hätte ich mir früher überlegen sollen, resp früher aufstehen. Aber ich habe gestern versucht etwas länger auf zu bleiben um mal anzufangen mich wieder in die europäische Zeitzone zu verschieben.

Statt der Insel bin ich dann zum Fischmarkt. Hab mal wieder eine Auster probiert. Ne, also der Winter und die Erkältungen kommen, da gibt’s zähen Schleim gratis und der schmeckt wenigstens nicht nach angestandenem Brackwasser. Wären Austen auch so „begehrt“, wenn sie billig wären? Da halte ich mich lieber an das „Arme-Leute-Essen“, Miesmuscheln in Weisswein. Und die Lobster-Roll war auch nur so halb der Bringer. Ich bin und bleibe ein Banause.

Neuseeland und Alkohol ist komisch. In fast jeder Stadt ist alles Alcohol-Ban-Zone. Aber in den Restaurants sitzen auffällig viele, relativ grosse Gesellschaften und trinken mittags schon Alkohol. Ich kann mich anpassen.

Der im Reiseführer gelobte Ausflug nach Parnel war auch – mmm – übersichtlich. Aber ich hab ein gemütliches Cafe gefunden und noch Weihnachtspostkarten verschickt. Postkarten sind hier tatsächlich schwer zu bekommen. Vielleicht schaffen sie es vor Weihnachten. Oder vielleicht auch gar nicht. Da lauf ich dich durch die halbe Stadt um so einen blöden DX-Mail-Briefkasten zu finden und werfe sie dann erst in den falschen… Gut tut Dummheit nicht weh.

Die grosse Attraktion von Auckland habe ich mir auf heute Spätnachmittag aufgehoben: Der Skytower. 328m hoch.

Die Fahrt auf die Aussichtsplattform kostet 42 NZD. Grossspurig wie ich unterwegs bin, dachte ich, ich könnte ja da oben noch ein Bier oder so trinken. Nach einer verwirrenden Diskussion stellt sich heraus, dass die Skybar quasi gratis ist, man muss halt für min 40 NZD konsumieren. Da ist man doch blöd, wenn man auf die Aussichtsplattform, ein Stockwerk darüber fährt. Das spielt bei ca. 200m über’m Boden ja nun echt keine Rolle mehr. Und so sitze ich jetzt hier bei einem weiteren Gin, komme meiner Pflicht nach und lasse die Reise mit Blick über die Stadt und den Hafen Revue passieren.

36.84832° S, 174.76209° E

In Auckland angekommen

Ein paar meiner Sachen, u.a. meine unbenutzte Luftmatratze und „überflüssige“ Vorräte, habe ich gestern Abend zwei deutschen Mädels vermacht. Ob sie’s nun brauchen oder wegwerfen spielt keine Rolle.

Die Bananenkisten habe ich auf dem Campingplatz entsorgt und vergessen ein Foto von meiner Ladefläche zu machen, vor ich sie zerlegt hatte. Janu, ich war mit der Lösung so zufrieden.

Heute Morgen bin ich dann nochmals in den Kiwi- Wald gefahren und habe den Loop-Track mal noch bei Tageslicht gemacht. Der Wald ist wirklich ideal zum Kiwis suchen. Auf den Stegen (zum Schutz der Kauri-Wurzeln) hat man eine bessere Sicht in das Unterholz, von dem es relativ wenig hat. Und auch sonst, eine schöne kleine Runde. Ein Abschiedsspaziergang vom Zauberwald. Der Wald hier ist einfach schön. Ah, und Kauris hat es hier auch. Die sind einfach echt riesig.

Ja, und dann ging es Richtung Auckland. Am Stadtrand noch kurz ein Hotel gebucht und ab ins Getümmel. Meine Entscheidung zu Beginn nicht mit dem Auto nach/durch Auckland zu fahren war gut. Inzwischen wo ich mich an den Linksverkehr gewöhnt habe, macht es fast schon Spass.

Im Hotel habe ich mein Auto geräumt und weil es irgendwie noch früh genug war, hab ich das Schlachtschiff grad zurück zum Flughafen gefahren. Es soll ich hier noch einen Parkplatz mieten? Oder wie der Doktor sagt: Was heute nicht geschieht, ist Morgen nicht getan.

Bei der Vermietung musste ich ein Formular für die Versicherung ausfüllen und das war’s jetzt mal fürs erste. Den Schaden buchen sie dann wohl ab und dann muss ich das mit der Versicherung der Karte aushandeln. Aber apropos abbuchen. Heute Morgen hat mich einer von der Vermietung angerufen und gefragt wann ich mein Auto zurück bringe, will ich schon eine Woche drüber bin. Irgendwie haben die glaub nicht so ganz den überblick. Aber sie sind entspannt. Einzig weiss ich immer noch nicht was mich das Auto jetzt gekostet hat. Ich habe eine neue Rechnung bekommen, es gab aber 3 Buchungen und in Summe sind die mehr. Vielleicht kommt ja was zurück.

Ja, das ist auch so was, was mir die Reise gezeigt hat. Ich habe keinen richtigen Bezug zu Geld. Oder einen bedingt gedankenlosen. Ich habe nicht das Bedürfnis es auszugeben, mir unnötigen Luxus zu leisten. Aber ich muss nicht sparen. Und warum soll ich mir Gedanken um Geld machen, solange meine Bedürfnisse unter meinen finanziellen Möglichkeiten liegen?

Jedenfalls ist Roadtrip damit beendet. 6600km. Krass. So mit 4 hatte ich gerechnet. Das ist echt viel. Und abgesehen von dem Parkschaden ist nichts passiert. Da bin ich echt froh.

Ein bisschen ärgere ich mich, dass ich nicht noch eine Nacht im Norden geblieben bin. Dann hätte ich vielleicht noch einen Kiwi etwas länger/besser beobachten können. Die laufen so lustig. Jetzt haben ich zwei volle Tage in Auckland und keine Ahnung was ich hier zwei Tage machen soll…

Hihi, nach langem umherirren um ein Restaurant zu finden auf was ich Lust hatte, bin ich, als es mir fast schwarz wurde einfach ins nächste rein. Steak-Night – einwandfrei, dann musste ich nicht mehr entscheiden. Nach dem essen das hier geschrieben und – jetzt grad nochmal eins bestellt. Abgesehen von Frühstück und einem kleinen Rest Baguette hatte ich heute sonst noch nichts. Und was kostet die Welt?

36.84419° S, 174.76917° E

Kein Glück mit dem Wetter

Zu behaupten, ab November wäre eine gute Reisezeit für Neuseeland stelle ich in Frage. Gut, es ist El Ninio, aber trotzdem, ein bisschen weniger regen wäre schon schön gewesen.

Gestern bin ich über die Karangahake Gorge in den Norden gefahren.

Die Schlucht ist, wie so vieles in Neuseeland die Reise nicht unbedingt wert. Also wenn man grad das ist, Ok, schön es gesehen zu haben. Aber meine Stunde Umweg ab Hamilton ist schon grenzwertig. Ein ehemaliger Eisenbahntunnel (1.1 km) durch den man jetzt wandern kann. Und dann noch ein paar Draisinentunnel für Golderz wo man an manchen Stellen rauskucken kann. Der Rundweg war wegen Erdrutschen gesperrt. Sagen sie aber erst wenn man durch ist.

Auf den Weg nach Norden musste ich an/durch Auckland vorbei. Heieiei, bei dem Verkehr musste ich meine Überlegung, ggf. doch noch einen Tag bzw. eine Nacht länger hier zu verbringen, verwerfen.

Gestern Abend bin ich dann in den Trounson Kauri Park gefahren. Da soll es Kiwis geben. Also den „richtigen“. Das Problem, wie so oft, ich bin nicht der einzige der das weiss. Und die meisten Touristen verhalten sich eher wie ein Sondereinsatzkommando beim Zugriff… Und das schlimme ist, sie, oder wenigstens eine Gruppe, hatten damit sogar Erfolg.

Damit wusste ich, der später kam, dann schon mal, dass hier einer ist. Während die mit Hochleistungsrotlichttaschenlampen noch ein paar Minuten das Gestrüpp durchleuchtet hatten, bin einfach einem kleinen Weg abseits gefolgt und habe in der Dunkelheit gewartet, bis die weg waren. Dann konnte ich ihn hören und als er etwas näher war, ihn auch kurz sehen. Leider ging es dann an zu regnen und ausser dicken Tropfen war nicht mehr viel anders zu hören. Ich bin den Rundweg dann noch abgelaufen, in der Hoffnung auch noch etwas Dummenglück zu haben. Offensichtlich bin ich nicht dumm. Schade, aber morgen war ja auch noch ein Tag.

Heute Morgen bin ich zu Te Matua Ngahere gefahren. Dem König des Waldes. Ein geschätzt 1250 bis 2500 Jahre altem Kauri-Baum. Schon auf dem Weg kommt man an beeindruckenden Kauris vorbei. Die können wohl 45m hoch werden und entsprechend mächtig ist dann der Stamm. Da wird ein Vesperbrett zum grossen Stammtisch. Aber als ich vor dem König stand, war ich sprachlos. Das kann man sich nicht vorstellen. 16.4m Umfang. Wenn ich richtig überschlagen habe, dann sind das 5.5m Durchmesser. Leider ist der mal oben abgebrochen. Dennoch: beeindruckend!

Auf dem Rückweg hat es angefangen zu regnen. Abartig zu regnen. Ich dachte, die 15min bis zum Auto, würde es ohne Regenhose gehen… Naja, mit max. 50 bin ich dann zurück gefahren. Und es hat bis jetzt nicht aufgehört. Damit sind meine Kiwi-Pläne ins Wasser gefallen. Sehr schade, aber bei dem Regen ist es nicht möglich was zu hören. Und darauf zu hoffen, dass der nochmal auf dem Weg wartet ist wohl eher dumm.

Jetzt hab ich halt vorher mal angefangen mein Auto etwas zu räumen und mein Hab und Gut wieder in die Tasche zu packen. Dabei musste ich leider feststellen, dass jemand zwischen vorgestern und heute an meiner vorderen rechten Stossstange vorbeigeschrammt ist. Aus einem Bild, das ich vorgestern zufällig gemacht hatte, ist nichts zu sehen. Es ist nicht schlimm, aber halt verschrammt und ein 2mm breiter Kratzer. Dabei hatte ich mich so gefreut, dass ich bisher schadlos durchgekommen bin. Gut, besser so als anders, aber trotzdem!

35.74956° S, 173.67409° E