Daily Archives: 16. Mai 2013

Abreise

Am Dienstag morgen bin ich in Deutschland los. Der Abschied von den Lieben vor so einer Reise ist nicht einfach und dann doch immer mit ein paar Tränen verbunden. Ja, das ist wohl der Preis.
Die Fahrt nach Istanbul ging überraschend gut. Nur an die Kroaten haben etwas genauer gekuckt. Irgendwo zwischen Zagreb und Belgrad auf einem Rastplatz habe ich dann die erste Nacht in meinem „neuen“ Bett verbracht. Tipp Top kann ich da nur sagen.
Am nächsten Tag ging es dann nach einem gemütlichen Frühstück weiter. Besonders schön waren die 100km Landstrasse vor Sofia. Total gemütlich. Verschlafenen kleine Orte, die ausser der Hauptstrasse nicht viel zu bieten haben. Die Landschaft die sie umgibt ist aber wunderschön.
Bei der Einreise nach Bulgarien hab ich zwar die Schilder mit der Vignette gesehen, aber wollte diese erst beim Tanken kaufen, da ich davon ausging, dass man die nur auf der Autobahn braucht. Die Geschwindigkeitsrichtlinien schienen mir sehr offen ausgelegt, da sich ausser mir keiner an daran zu halten schien. Irgendwann bin ich dann halt auch etwas schneller gefahren. Bzw. habe halt nicht gebremst als 50 war. Naja, und dann sprang da dieser Polizist aus seinem Auto…
Also ich hätte die Vignette halt doch schon gebraucht, aber das war nur so ein nebensächliches Problem. Viel schlimmer waren die gelaserten 83km/h… Der Polizist hat mich dann zu einem anderen gebracht und mit dem musste ich dann ins Häuschen. Fehlende Vignette 150 bulgarisches Geld und das zu schnell Fahren nochmal 250. Ui ui ui. Ich wusste halt von nix und das Schild hatte ich auch nicht gesehen. Der Oberpolizist meinte dann, dass er die Vignette weg lassen könnte, wenn ich versprechen würde an der nächsten Tanke eine zu holen. Blieben halt die 250 Bulgarischen, was er meinte wohl so 125 Eur wären. Ich war so frei mal zu fragen, ob ich vielleicht nicht 3km/h langsamer gefahren sein könnte? Dann meinte er ich solle ihm mal ein Angebot machen. Ich habe dann mal respektvoll 50 als knapp die Hälfte überschlagen. Das war für ihn okay. Wir haben uns dann noch ein wenig über meine Pläne unterhalten und als es dann ans zahlen ging, hab ich gefragt, ob er vielleicht auch mit 20 oder 30 Eur zufrieden wäre und hab 30 auf den Tisch gelegt. Darauf gab er mit 10 wieder und meinte ich solle damit nen Kaffee trinken gehen. Ja, da kam ich sauber raus. Klar – Korruption ist echt schlimm für ein Land, aber hey, das ist nicht meine Aufgabe. Und das beste: Dank meiner Onboard-Kamera hab ich das sogar auf Video. Es war 50km/h.
Gut, also weiter durch Bulgarien. In Sofia fuhr ich an einem Haus vorbei mit einem grossen Schild vorne dran: „Daily fresh brest“. Mein erster Gedanke war: Das muss man ja wohl erwarten! Erst da habe ich mir über das „Produkt“ Gedanken gemacht…
Im gegensatz zu den paar Kilometern vor Zagreb waren bis an hin die Strassen in allerbestem Zustand. In Bulgarien sind die Finanzhilfen der EU wohl noch nicht angekommen. Die Autobahn ist so schlecht, dass man das Lenkrad stellenweise mit beiden Händen halten muss.
An der Autobahn war ein Werbeschild für McDonald – in 200km. Das wurde dann so alle 50km runtergezählt. Raststätten gab es nicht viele und das war die „letzte“ Gelegenheit falls ich nix anderes fände. Darum bin ich von der Autobahn ab und bin in ein kleines Dorf gefahren. Während auf der fast leeren Autobahn fast ausschliesslich gute bis grosse Autos unterwegs waren, dienten hier Pferdekarren zur Fortbewegung. In dem kleinen Laden hab ich mit Händen und Füssen einen Laib Brot, etwa 200g Feta/Frischkäse und ein Bier für 1.50 Eur erstanden. Günstiges leben.
So gegen 23 Uhr war ich an der türkischen Grenze. Erst mal musste ich mir eine grüne Karte für mein Auto kaufen, weil die von der Versicherung nicht rechtzeitig da war. Dann hab ich nur 2 Wochen Visa bekommen, weil ich nicht nach Europa zurück fahre. Was macht denn das für einen Unterschied? Da war ich schon genervt. Ich meine nicht dass es was geändert hätte, aber trotzdem. Egal, ich war drin und bekam einen lustigen Aufkleber für die Autobahn. Wie es funktionierte konnte mir bloss keiner erklären. Und ich weiss noch immer nicht genau ob das nun passt oder nicht. Jedenfalls, als ich von der Autobahn abfuhr musste ich durch das elektronische Zahlhäuschen. Ober war die Ampel grün, aber beim Einfahren war da eine kleine mit einem roten Kreuz. Dann war da ein Alarm. Hm. Gut. Ich also wieder ein paar Meter zurück und nochmal langsam vor. Wieder Alarm. Also die andere Spur ausprobiert. Wieder Alarm. Naja, ich weiss nicht. Hab dann bei nächster Gelegenheit übernachtet um morgens nach Istanbul rein zu fahren. Die Idee war blöd. Da hätte ich besser auf die Zähne gebissen und mich nachts bis zum Hotel durchgekämpft. So stand ich mitten in der Rushhour in Istanbul und die Separierung der Spuren mittels Leitplanken fing schon an vor mein Navi sagte wo es hin gehen soll. Am Ende bin ich 3h durch Istanbul gekurvt. Aber das hatte auch was. So hab ich viel von der Stadt gesehen. Ich war in Gassen die kaum breiter als mein Auto waren, hab die Stadtmauer von beiden Seiten gesehen und fest gestellt, dass in dieser riesigen Stadt tatsächlich auch Hüner und Gemüse gezüchtet werden.
Das Agora Guesthouse ist eine gute Wahl. Sehr sauber und sehr nette und hilfsbereite Leute.
Nachmittags habe ich mich dann mit Gitte getroffen. Dann haben wir und die alte Zisterne und die Blaue Moschee angesehen. Anschliessend in die Stadt und durch die zahllosen Gassen gestreift. Sehr schön!
Nach einem Bier auf meiner Dachterrasse mit Meerblick sind wir in ein Fischrestaurant am Meer zum Essen. Heim haben wir ein Taxi genommen. Der wollte dann doch tatsächlich noch etwas in die falsche Richtung fahren. Aber nachdem ich ja am Morgen lange genug unterwegs war, hab ich den gleich korrigiert und ihm gesagt wo er zu fahren hat.

Bier in Istanbul auf der Dachterrasse

Gut. Der erste Tag Istanbul ist geschafft. Jetzt ein wohl verdientes Bier und dann essen. Mal kucken wann ich dazu komme das bisher erlebte nieder zu schreiben. Heute keinen Stress mehr 😉