Daily Archives: 6. Juni 2013

Aserbaidschan bis Baku

Gut, also ich musste in Summe 2h bei der Türken warten bis ich raus durfte, dann nochmal eine Stunde im niemandsland. Da wird man dann schon etwas nervös. Zumal der türkische Grenzer auch nochmal meinte: Good Luck.
Für Aserbaidschan muss man mit dem Auto über ne Grube fahren. Wohl um zu kucken, dass nix drunter klebt. Als der Aseri dann meinen Pass angekuckt hat, meinte der als erstes: „Oh, problem. You can not enter.“ Ja subbr. Es stellte sich dann aber raus dass der nur falsch gekuckt hatte. Puh.
Irgendwann hatte ich meinen Pass wieder, hatte mich gefreut, dass das ja völlig problemlos lief und wollte grade das Auto anmachen, da klopft es. Das war dann einer vom Customs wegen meinem Auto. Ich musste 65 USD für Steuern und Versicherung zahlen aber dann war alles gut. Und an der letzen Schranke hiess es dann: „Welcome to Azerbaijan“.
Nach der Grenze hab ich mal Geld besorgt und war Tanken. 60 Eurocent auf den Liter 95er Benzin. Geile Sache! Wie sich später rausstellte, ist das leider das einzig günstige in Aserbaidschan…
Aserbaidschan ist arm. Also die Landbevölkerung. Da gibt es noch mehr Pferdekarren als in Georgien. Die kleinen Strassen über die mich mein Navi immer schickt sind voll interessant. Leider nicht immer von bestem Zustand. In diesem Fall von katastrophalem Zustand. Irgendwann musste ich einsehen, dass ich es nicht mehr bis Soki schaffen würde und gegessen hatte ich auch den ganzen Tag noch nix und es wurde dunkel. Also hab ich mich nächten Dorf am ersten Restaurant angehalten. Nu konnte da halt mal wieder keiner Englisch und mein Russisch reicht halt noch nirgends hin. Einer hat dann jemand angerufen der Englisch konnte und dem hab ich dann gesagt dass ich Hunger hab und es mir total egal ist was, Hauptsache ich kriege was. Der Typ, wie sich später raus stellte war der Chef von dem Hotel. Er hat mich dann mit in die Küche geschleift und dort konnte ich dann raus suchen. Aber manchmal mag man so eine Küche gar nicht von innen sehen. Er hat es sich auch nicht nehmen lassen mit mir zusammen zu abend zu essen. Irgendwie haben wir uns verständigt. Das Essen hat nen zehner gekostet und für zusätzliche 20 Eur hab ich in dem Hotel geschlafen. Sah von aussen ganz nett aus. Innen – naja. Ich hab keine Bettwanzen bekommen, also mag ich mich nicht beschweren.
Am nächsten Tag dann weiter nach Soki. Da sollte so ne meeeegggaaa tolle Festung sein – gem. Lonly Planet. Ich weiss nicht was der Typ geraucht hat als er da war. Da hätte ich mehr erwartet. Ja, die Stadt ist nett, aber am Ende nicht den riesen Umweg wert den ich dafür gemacht hab. Also weiter Richtung Baku.
Dort kam ich Nachmittags an. Rushhour. Ich scheine ein Händchen dafür zu haben. Die drängeln ganz schön. Blauäugig wie ich bin dachte ich ich könnte da einfach ein Hotel finden. Aber bei dem Verkehr kann man halt nicht auch noch Hotels suchen. Also in die vom Reiseführer mit 16EUR billigte Unterkunft. So schlecht hab ich lange nicht geschlafen. Das Bett war derart hart, dass ich nachts mehrmals aufgewacht bin, weil mir meine Hüfte eingeschlafen ist. Da bietet ne Isomatte mehr komfort.
Am Dienstag bin ich dann los auf Visatour: Usbekistan hat nur Montag, Mittwoch und Freitag offen. Türkmenistan nur am Montag und Freitag und die Kasachen hab ich gar nicht gefunden.
Gut, die Türkmenen waren auch umgezogen. Nebendran, also da wo die hätten sein sollen, war das Prime Hotel. Die haben voll lieb geholfen. Hab mal nach den Zimmerpreisen gefragt und mit 65 EUR sind die für Baku OK. Das billigste was ich im Internet gefunden hatte waren 60. Darum bin ich nach den Türkmenen dort eingezogen.
Am Mittwoch morgen hab ich mich in Schale geworfen und wieder zu den Usbeken gefahren. Das sind mal ein Weg so kurz 9km und dann ist man noch lange nicht aus der Stadt raus… Das könnte klappen. Ich muss am Dienstag mal anrufen. Die Kasachen sind vom Hotel nur knap 3km weg und Autofahren macht nicht sooo viel Spass. Die Botschaft ist in einem Villenviertel. Da stehen Häuser – hast Du nicht gesehen. Alle aus schönem Sandstein gebaut. Mit Erkerchen und Terrassen und Balkonen und schönen Gittern an den Fenstern und hinter den 3m hohen Mauern schienen schöne Gärten angelegt. Zurück zur Botschaft. Als ich hin kam ging da grad einer drauf zu, der etwas wichtiger aussah. Mit Handschlag begrüsst. Fein. Er meinte ich solle hier 5min warten, in 5min klingeln, dann wäre der Botschafter da. Fein. 5Min, gut windgeschützt zwischen den Mauern in der der prallen Sonne. Macht mir gar nix. Als ich dann klingelte meinte der an der Sprechanlage, ich müsse morgen wieder kommen, wiel heute keine Sprechstunde sei. Ja subbr. Schön verarscht.
Also Donnerstag nochmal hin. Sieht gut aus.
Nachdem ich zwei Tage mit Botschaftensuche, faulenzen und Internetrechere verbracht hatte bin ich mittags noch richtig in die Stadt. Ich bin begeistert. Ein richtiger schöner Altstadtkern. Im Zentrum der Palast. Ausserhalb der Stadtmauer eine morderne Grossstadt mit Megafussgängerzone und allem was halt so dazu gehört. Ich hatte mir das hier alles ganz anders vorgestellt. Also ganz ganz anders. Baku ist ne Mischung aus Zürich und Singapur. Die haben es wirklich geschafft eine ordentliche Stadtentwicklung durchzusetzen. Alle Häuser sind aus Sandstein gebaut, oder wenigstens Sandfarben bemalt. Dazwischen wunderschöne Parks, vornehmlich mit Springbrunnen und/oder einer Statue. Am Meer entlang ebenfalls ein riesen Park als Promenande. Und alles absolut sauber.
Und auch um das Zentrum rum zieht sich dieses Bild durch. Gut, so ein paar Plattenbauten haben sie schon noch, aber die meisten sind entweder geschmackvoll renoviert, oder aber durch neue ersetzt. Nix von wegen Sowjet-Architektur. Echt top.
Apropos Top. Teilweise haben die hier echt geile Hasen. Hohe Schuhe, kurze Röcke und auffallend schöne Nasen. Ich hatte eher asiatisch/mongolische Typen erwartet. Garnicht. Und die Männer – kurze Hosen sind quasi ein no-go. Und mit langen Hosen macht das alles bei diesen Temperaturen nur halb so viel Spass. Da muss man durch.
Den mehr als chaotischen Verkehr hab ich ja schon erwähnt. Vielleicht noch ein paar Worte zu den Fahrzeugen. Also hast Du nicht gesehen! Lassen wir mal die Lada Nivas und 21xx weg. Hier zählen Mercedes C-Klasse und 3er BMW zu den Kleinwagen. Und wer was auf sich hält fährt Toyota LandCruiser oder ein Gross-SUV der deutschen Autoelite. Gerne auch vom hauseigenen Tuner aufgemöbelt. Und wer nicht mindestens einen V6 hat, darf nicht mitspielen. Und wer kein SUV hat fährt S-Klasse oder 7er. Und wer sich das nicht leisten kann – E-Klasse oder 5er. Ich hab drauf geachtet. Kleinwagen (vielleicht 5 gesehen) gibt es hier keine. Ist aber eigentlich auch klar. Denn theoretisch gelten (glaube ich) die selben Regeln wie bei uns. Aber je grösser das Auto um so mehr hat Vorfahrt hat man. Das kann man jedoch wiederum mit harten Nerven wett machen, in dem man trotzdem drängelt. Dr schneller isch dr gschwindr.
Fahrspuren gelten nur, wenn überhaupt, bei absolut freier Fahrt. Das kommt aber in der Stadt quasi nie vor. Ergo: Spuren gibt es so viele wie Autos nebeneinander Platz haben. Weil aber immer wieder auch welche einfach kurz rechts Parken ist zerfliesst alles in einem Autobrei. Wenden auf der Vierspurigen, trotz doppelt durchgezogenen Linie? Abbiegeverbot? Rote Ampeln? Easy. Das sind nur Richtwerte… Gehupt wird immer. Wenn es keinen ersichtlichen Grund gibt – präventiv! Das wirklich spannende daran ist, dass dieses System funktioniert. Selten, dass man ein demoliertes Auto sieht.
LKWs und Busse: Würden die sich ein Sieb am Auspuff montieren wäre schon viel für eine sauberere Luft getan.
Fussgänger gibt es, wenn auch im Verhältnis wenige, auch. Zugegeben, man braucht schon etwas Eier um eine achtspurige Strasse zu überqueren. Einfach kurz warten bis entweder ein kleiner Stau entsteht oder ein Moment mit Wenig-Verkehr um sogleich die Gunst der Stunde nutzen. Alternativ gibt es an manchen Grosskreuzungen Unterführungen. Weisser Marmor, Granitsäulen und picko bello sauber.
Baku hat was – zum extra kommen (finde ich) jedoch zu wenig.

Spannendes Abendessen

Ok, also die weissen Streifen sind wohl Käse. Darüber hat mir die Wirtin noch eine Zitrone ausgedrückt und dann mit den Fingern gerührt… Von der Konsistenz her hätte ich gesagt tierischen Ursprungs (Fisch?). Aber das zeug war so faserig, dass es auch gut pflanzlich höre sein können (Stängel?). Geschmeckt hat es leicht salzig und etwas geraucht. Aber die sagt: Sirr – was soweit meine Russischkenntnisse reichen Käse heisst.
Erst wollte ich ja auf richtiges Essen verzichten, weil die Karte zu gross war um mit den wenigen Menschen brauchbare Qualität zu liefern. Aber weil ich ja nix verstehe hat mit die Wirtin einen Topf mit Essen gezeigt. Durch das Cellophan konnte ich Kartoffeln erkennen. Bestellt. Als es kann hat sie mir noch Pfefferminztee drüber gestreut und einen Teller Wiese hingestellt. Davon hab ich dann auch was in die Suppe gemacht. Wird schon nicht giftig gewesen sein. In der Suppe war noch fettiges Lamm. War mal was anderes und mein Saumagen wird es schon verkraften. Wenigstens gab es mal wieder Bier zum Essen.