Monthly Archives: Juli 2013

Neue Pläne

Nach dem Starkregen war der Weg zurück an die Haupstrasse die pure Freude. Der Weg war total versifft und die riiieeesigen Drecklachen waren einfach zu verlockend. Danach war mein Auto kaum wieder zu erkennen. Eine dicke braune Dreckkruste verdeckte das Blau.
Leider kam ich auf dem Rückweg nach Bishkek in eine Polizeikontrolle und musste 1000 Som (20USD) abdrücken, weil mein Nummernschild nicht mehr zu lesen war. Was mich geärgert hat war, dass die Polizisten die Kohle glaub einfach eingesteckt haben… Aber gut, der Spass war es wert.
Am nächsten Tag hab ich Katrin vom Flughafen abgeholt. Polizeikontrolle. Fahren ohne Licht. Nochmal 300. Mmaahhnn! Seis drum.
Am Freitag sind wir auf die tadschikische Botschaft und haben unser Visum beantragt. Auf dem Weg – Polizeikontrolle. Mein Auto ist zu dreckig. Aber da bin ich nicht mehr drauf eingegangen. Hab dem gesagt, das sei kein Problem, ich wasche es und dann bin ich gegangen und er hat es akzeptiert. Nach der Botschaft kam der Kleine aber dann auch wirklich unter die Dusche und danach hat er gestrahlt, dass es ne wahre Freude war.
Wir haben beschossen vor Tadschikistan noch eine kleine Seerundfahrt um den Ysyk Köl zu machen. Vor allem um in Karakol zu versuchen auf den Enylcek Gletscher bzw. an den Merzenbachsee zu kommen. Ggf. mit dem Hubschrauber hinfliegen – da hätte ich Lust drauf.
Am Samstag haben wir für Katrin noch nen Schafsack gekauft und dann ging es los zur Ysyk Köl Rundfahrt. Kurz vor dem Tagesziel haben wir von der Strasse aus nen schönen Strand gesehen und wollten da Campen. In der Nähe stand ne Yurte und auf mein Nachfragen war es OK dort zu schlafen. Die hatten auch Abendessen. Schick. Ich weiss bloss nicht ob das ne offizielle „Wirtschaft“ war oder ob die uns zum Unkostenbeitrag mit zu sich an den Tisch gesetzt hatten. Das war eine Tafel! Da sassen um die 20 Leute und der Tisch quoll über vor Essen. Zum Gemüse-Schaaffleisch-Eintopf mit viel Fett gab es Tee und Kumez, die vergorene Stutenmilch. Die berühmt berüchtigte! Anstandshalber habe ich nen Schluck probiert und das schmeckt gar nicht so schlimm wie immer alle tun. Ich finde, es schmeckt wie ein nicht so guter Most. Aber wia hoists: Moscht mosch meega! Etwas gewöhnungsbedürftig, ja, aber lange nicht so schlimm wie immer alle tun.
Nachdem dem Essen haben wir noch ein paar von den süssen Gebäcken, so Fastnachtskückle ähnliches Zeug, gegessen und wollten dann gehen. Aber nein: Wir mussten nochmal hinsitzen und bekamen nen Teller mit nem riesigen Stück Fleisch. Dabei war ich echt satt. Aber der anständige Schwabe… Oh, das beste war als ich zwischendurch fast schlapp gemacht hätte und der gegenüber meinte ich solle springen, damit es sich setzt und er hat es grade vorgemacht. Ein Bild für Götter. Dieser kleine, etwas dickliche Kirgise mit seiner Badehose und einem zu engen T-Shirt. Wie ein Frosch der versucht aufrecht zu gehen.
Zurück am Strand wurde mein Auto von tausenden Fliegen (die vom Son Köl) in Beschlag genommen. Also so viele, dass ich im Auto fast Panik bekommen hätte. Nach etlichen Versuchen sie raus zu locken hab ich das Auto auf eine etwas offenere Fläche gestellt um sie rauszuwinden. Ein bisschen hat’s geholfen.
Gestern morgen um halb 5 hat mich Katrins Wecker zum dritten Mal geweckt und damit war die Nacht für mich ziemlich gelaufen. Grrrr!
Morgens kam der Typ von der Jurte dann nochmal – Frühstück. Das kann man ja kaum abschlagen. Nur Kumez zum Frühstück ist dann halt schon nochmal ein anderes Kaliber. Was muss das muss, und der Alkohol lässt einen nach der ersten Tasse gleich ganz seelig werden.
Nach einem Bad im See sind wir nach Cholpon-Ata, um die berühmten Petroglyphen anzukucken. Für ein Land, das ausser dem Nomadentum kaum Kultur hat, beeindruckend… Ein riesiges Steinfeld und bis auf zwei schöne, gut sichtbare Bilder braucht man doch recht viel Phantasie, um auf einem von hundert Steines was zu erkennen.
Ein Stückchen weiter sind wir dann in ein Tal hintre gefahren und haben ein schönes Plätzchen zum Schlafen an nem Fluss gefunden.
Heute morgen überkam es mich und ich hatte die Muse mich zu rasieren. Das erste mal seit Samarkand. Ein hartes Stück Arbeit, aber sehr gemütlich an dem Flüsslein in der Sonne. Danach hab ich mich dann gleich noch komplett gebadet. Schmelzwasser. Herrlich erfrischend!
Nach dem Frühstück sind wir noch weiter in das Tal. Sehr schön! Auf dem Rückweg haben wir ein schönes Plätzchen für nen Kaffee gefunden und auch überlegt dort zu schlafen. Aber dann kamen zwei blöde Männer auf Pferden. Jetzt sind wir an nem kleinen Seelein. Auch schön. Die von der Jurte haben uns Abendessen gekocht. Sehr feinen frischen Fisch und selbst gebackenes Brot. Der musste extra für uns sterben. Hmmm, so lecker. Ja, moralisch verwerflich – aber, hmmm, so lecker!
Morgen geht es weiter nach Karakol. Mal kucken ob wir einen Weg an den Merzbacher See finden.

Schwarz macht Schlank

Gestern bin ich weiter zum Shor-Köl. Das ist ein Salzsee mit extremem Salzgehalt. Soviel, dass sogar ich niemals untergehen kann. Da treibt man wie ein Korken. Der See ist nicht so arg gross, dafür sind viele Leute da. Kirgisen und Touristen. Die Schweizer vom Song-Köl waren auch weider da.
Das wichtigste ist wohl sich mit so nem schwarzen, übel riechenden Schlamm von Kopf bis Fuss einzureiben. So wie das Stinkt muss es helfen, gegen was auch immer. Ich habe darauf verzichtet.
Danach hab ich das Auto 200m weiter an den Ysyk-Köl gestellt und dort gefaulenzt. Entspanntes Plätzchen.
Heute Nacht gab es ein Wetter mit allem was dazugehört. Starkregen, Sturmböhen, Blitz und Donner. Während der Wind der an meinem Auto rüttelte und der Regen ziemlich horizontal zu kommen schien, konnte ich die Taschenlampen der anderen beiden Camper sehen. Gut hatten beide ein Auto dabei, denn ein Zelt bietet hier keinen Schutz mehr.
Ein Blick auf die Berge sagt, dass die Schneefallgrenze wohl um die 4000m liegt. Das wird dann lustig im Pamir.
Für heute gammel ich hier noch etwas rum und gegen abend fahr ich dann wieder nach Bischkek. Morgen kommt Katrin. Dann mal kucken was die Pläne ergeben.

Richtung Ysyk-Köl

Also ab 2500m sind die Strassen einfach scheisse. Aber jetzt steh ich am Ysyk-Kol. Erst hatte ich ein noch schöneres Plätzchen direkt am Ufer, aber ein paar Kirgisen meinten, dass ich da nicht schlafen sollte wegen Problemen und zeigten auf nen Haufen Schnapsflaschen. Die meinten das nächste Haus sei ein Hotel. Jetzt bin ich hier. Ist zwar kein Hotel, aber sie haben mir 8USD fürs Parken abgeknöpft. Wenigstens scheint es sicher und jetzt sind es halt 30m bis zum See.
Apropos Schnaps. Also viel mehr Wodka. Die saufen das Zeug wirklich wie Wasser. Beim Mittagessen hab ich zwei beobachtet. Die hatten sich ne kleine 0,5l Flasche bestellt. Getrunken haben sie aus normalen Trinkgläsern. Jedem einmal eingeschenkt und die Flasche war habstand. Anstossen und Ex. Nach der zweiten Runde war die Flasche leer. Kann man schon mal machen, so a viertele zum Mittagessen. Und ich wetter wenigstens einer ist danach ins Auto gestiegen. Denn drum rum gab es sonst nix.

Ysyk-Köl

So, die Erde, bzw die digitale Welt, hat mich wieder. Nach Tagen der Abgeschiedenheit bin ich jetzt am Strand des Ysyk-Köl. Zwar auch abseits der Zivilisation, aber mit Netz. Schön hier!

Naryn und drum rum

Gestern morgen hatte es geregnet. Das hatte meine Pläne etwas durchkreuzt. Nach einigem hin und her bin ich dann Richtung Turugart (Chinesische Grenze) aufgebrochen. Erstes Ziel, die Ruinen von Kosoj-Kurgan. Gut, also wenn man mal in Xiva gewesen ist, kann man sich vorstellen wie diese Dreckhaufen mal früher ausgesehen haben könnten. So gibt es nicht wirklich was zu sehen.
Also weiter zur Karavanserei Tas-Rabat. Das Wetter machte ein bisschen auf, die Strasse war super. Die letzen 15km von der Strasse ab auf den Feldweg und tada! …das soll es sein? Ein grosses Steingemäuer, so schon ok, aber zum extra kommen war es auch das nicht wert. Weil die Wolken wieder dichter wurden war es auch nicht wert weiter gen Süden zu fahren. Die Berge konnte man eh kaum sehen.
Zurück in Naryn hab ich mal gegessen und vorräte für 2 Tage gekauft. Der Plan war kühn. Über Tas-Basat und den Toson-Pass zum Ysyk-Köl fahren. Die Strassen waren in meiner Karte nicht verzeichnet, aber das Navi kannte sie. Und für den Fall dass die Wege Richtung Pass zu schlecht würden, könnte ich einfach nen Bogen nach Sary-Bulak fahren. Das war jedoch zuviel für mich. Die 50km nach Tas-Basat waren wieder Kiesstrasse mit Holzbrücken über den Naryn (Fluss). Spannend. Ja, und irgendwann wurde das Strässchen dann etwas kleiner. Aber schön. Am Hang entlang durch ein lichtes Wäldchen und unten der Fluss. Erst kam ein 5m breiter und 15m langer Damm über einen Bach. Der Bach kam von links aus den Bergen und bildete an dem Damm ein kleines Seelein. Kristallklares, blaugrünes Wasser, Tannen, schön. Wunderschön. Der Bach suchte sich seinen Weg durch den Damm um auf der anderen Seite an die 70m fast senkrecht in den Naryn zu stürzen. Ja, und ich auf dem Damm. Gut, kleine Gefahrenstelle. Aber dann wurde das ganze immer noch wilder. Der Weg war meist so um die 3m breit und ich weiss nicht was ich gemacht hätte wenn da ein anderes Auto entgegengekommen wäre. Denn zu meiner Rechten ging es gut 50m bei 70° nach unten bzw. auf der anderen Seite nach oben. Nix für Klaustro- und/oder Akrophobe. Der Weg war nass vom Regen. Super! Dann kam noch eine Stelle wo der Hang etwas abgerutscht war und der Weg halt keine 2m mehr breit war. Das war dann der Punkt wo ich echt nervös wurde. Umdrehen war halt auch nicht.
Endlich war ich an dem auf meinem Navi markierten Platz zum Zelten. Dort wollte ich schlafen um dann am nächsten Morgen zurück zu fahren. Nur dass da halt nix war, bzw. das Plätzchen wohl ein paar Meter ab der Strasse im Wald lag. Ich konnte das Tal nach vorne blicken. Da ging es grade so weiter. Glücklicher Weise kam eine Stelle wo ich wenden konnte. Erst wollte ich dann dort noch wo schlafen, aber dann fing es wieder an zu Regnen und das war mir nicht wohl mit den steilen Bergen auf beiden Seiten. In der Dämmerung zu fahren ist zwar auch blöd, aber dort in dem Tal hätte ich nicht schlafen können.
Auf dem Rückweg hätte ich keinen Tropfen Blut mehr gegeben.
An einer Stelle wo ein paar Jurten standen und hab ich mich dazu gestellt und dort geschlafen. Hier war es sicher.
Im Zweifelsfall umkehren. Daran versuche ich mich immer zu halten. Und das letzte Mal als ich mich habe überstimmen lassen wäre es besser gewesen. Meine Intuition war, wie meistens, gut. Heute nacht gab es noch ein kleines Gewitter und es hat glaub ziemlich durchgeregnet.
Wenn ich jetzt so in das Tal kucke – schade. Vielleicht ein ander Mal wenn das Wetter mitspielt. Aber nochmal min. 80km unter diesen Verhältnissen – nicht wenn man nicht muss.
Oh, und dann noch das Tüpfelchen auf dem i für gestern. Weil ich noch so aufgewühlt war, konnte ich nicht schlafen. Dann dachte ich, ich rauch noch eine. Und so sass ich, mit dem Rücken zur Schiebetüre und hab über die Schulter in die Nacht geblickt. Ein Vogel zwitscherte Warnlaute aus dem Gebüsch und ich fragte mich ob es hier auch Bären oder Wölfe gäbe? Plötzlich sah ich im Augenwinkel ein helles Tier 5m hinter mir. Urinstinkt. Gänsehaut bis zum kleinen Zeh. Während ich vor schreck zweimal tief Einatmete ging es dem (Fuchs, Hund?) genau so und hat er seine Beine in die Pfoten genommen. Ich weiss nicht wann ich mich das letze mal so erschrocken hab.
Heute fahre ich auf normalem Weg zu Ysyk-Köl und mach’s mir am Strand gemütlich – so wie alle anderen Touristen auch!