Monthly Archives: August 2013

Doch nicht zum Zorkul Lake

Oh man, also nachdem wir vorgestern den ganzen harten Weg auf uns genommen haben um von hinten an den Zorkul zu kommen, haben wir den Plan nun doch verworfen. Der Fahrer der Franzosen meinte, das sei mit meinem Auto nicht zu schaffen. Vorerst bin ich geheilt.
Alternativ haben wir uns auf den Weg zum … gemacht. Die Piste war ganz ok mit nur einer grösseren Flussdurchfahrt. Die Karte die wir haben ist leider nicht besonders gut. Bzw. die Taschiken halten sich halt nicht an die dort eingezeichneten Routen. Die fahren einfach kreuz und quer durch die Wüste. Die kennen ja die Wege… Letztendlich haben wir uns aber durchgeschlagen und tatsächlich den See gefunden. Hey ist das schön.
Wir stehen auf 4200m und blicken in ein Tal das von 5000er umgeben ist. Nur diese blöden Marco-Polo Schafe verstecken sich einfach vor uns. Wir sind verzweifelt.
Vorher hatten wir besuch von einem Roten Wolf. Nachdem Katrin gelesen hatte, dass es diese hier gibt, war der Hund sofort also solcher identifiziert. Nachdem sich Katrin ins Auto flüchten konnte, wurde auch ich angewiesen sofort ins Auto zu steigen… Gut, er sah schon etwas gruselig aus mit seinen langen Borsten auf dem Rücken und den etwas verfilzten Haaren. Aber halt trotzdem eher wie ein Hund.
Heute machen wir uns einen gemütlichen Tag am See und machen mal nix.

Mein Starex am Limit

Heute haben wir uns auf den Weg nach Jarty Gumbez gemacht. Das ist ein Jagdcamp und es soll dort viele Marco-Polo Schafe geben.
Gleich zu beginn haben wir uns etwas verfahren. Auf der Karte sind halt nicht alle hier verfügbaren Wege verzeichnet. Jedenfalls war da plötzlich der Grenz-Stacheldraht zu Afghanistan. Also schnell wenden und zurück.
An einem Hof haben wir nach dem richtigen Weg gefragt. Der war dann schnell gefunden und gar nicht mal so übel. Links und rechts die vielen Murmeltiere und eine schöne Landschaft. Die ersten 40km waren kein Problem. Aber dann kam eine etwas blöde Flussdurchfahrt. Also Räder feststellen und los und rumps und auf dem rechten Trittbrett aufgesessen. Also zurück, eine andere Stelle suchen. Da es dort aber auch etwas steil war, bin ich mit dem hinteren, bereits etwas verbogenen Rohr hinten aufgesessen und quasi auf der Stossstange noch etwas runter geschrabbt. Jetzt ist das Zierplastig halt auch noch kaputt.
Ein paar hundert Meter weiter mussten wir fest stellen, dass wir in die falsche Richtung fahren. Kurz diskutiert, Karte gekuckt, umgedreht. Zurück am Fluss haben wir aber keine andere Strasse gefunden. Wir beschlossen dann es nochmal zu versuchen und halt etwas weiter zu fahren. Und tatsächlich, der Weg ging dann doch wieder nach Westen den Berg hoch. Teilweise musste ich meinen kleinen in der Untersetzung krabbeln lassen, weil es der erste Gang nicht mehr gepackt hat. Oben, auf 4500m gab es eine herrliche Aussicht über den vor uns liegenden See.
Unten am See haben wir ein anderes Auto getroffen. Das erste und einzige an diesem Tag. Die haben gehalten und wir auch mal. Es waren Tadschiken. Wir haben sie nach dem Weg gefragt, um auf Nummer sicher zu gehen. Die meinten dann was von wegen 4WD und machten so Zeichen, dass es schwierig werden wurde. Und das wurde es.
An jeder der kommenden Bach-/Flussdurchfahrten, dachten wir, dass sie diese gemeint haben mussten, um an der nächsten fest zu stellen, dass die letzte ja ein Kinderspiel war. Und so sass der Kleine dann noch mal unten und noch einmal mit dem linken Trittbrett auf. Aber das war alles noch OK.
An einem Bach war es dann aber fast vorbei. Er war nicht breit und das Wasser auch nicht besonders tief, aber das Ufer links rund rechts war recht steil. Langsam, leicht diagonal taste ich mich rein um dann mit dem linken Eck der Stossstange am anderen Ufer anzustehen. Und so steckte ich dann da. Ehrlich gesagt, ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich da rückwärts wieder raus kommen könnte. Aber die Untersetzung ist echt geil. Also etwas zurück und dann noch etwas schräger wieder in den Bach rein gefahren. Und wieder stand ich an. Aber wir mussten durch, denn für zurück hätte das Benzin nicht gereicht. Augen zu und Gas! Es hat gereicht…
Am späten Nachmittag waren wir dann in Jarty Gumbez. Dort haben wir nochmal heisse Quellen gefunden und die waren sauber und richtig schön heiss. Ich war echt froh, dass wir es geschafft hatten.
Dort war auch ein älteres französisches Pärchen mit Fahrer und Guide. Letztere haben wir nach dem Weg über den Fluss und zur „Hauptstrasse“ gefragt. Aber die meinten, es gäbe keine Brücke, sondern nur wiederum eine Furt. Aber das war halt kein Flüsslein, sondern ein Fluss. Fahrer und Guide sind dann mitgekommen um uns zu Zeigen wo es rüber ging. Aber das war echt breit und tief. Also hab ich mir die Hosen ausgezogen und bin mal rein. Die Strömung war ok, aber das Wasser ging mir übers Knie. Da wurde ich dann nervös. Während ich mich wieder anzog hat der Fahrer von den Franzosen sich unter meiner Motorhaube umgesehen. Der Fahrer meinte: „Du bist der Fahrer, es ist Dein Auto. Du musst wissen was Dein Auto kann“. Ja, recht hat er ja, aber woher sollte ich wissen was mein Auto kann, wenn ich es noch nie ausprobiert hatte? Aber er meinte auch, dass es mit seinem Pajero kein Problem sei. Ich war immer noch unsicher und hab gefragt, wo es noch eine andere Möglichkeit gäbe. Es war wohl die Einzigste. Nachdem zurück keine Option war blieb nur die Flucht nach vorn. Untersetzung, erster Gang und ja nicht anhalten. Es ging. Es ging überraschend gut. Interessanterweise kam durch die Türen keine Wasser ins Auto. So konnte ich drüben glücklich und trockenen Fusses aussteigen. Und dann hab ich erst mal eine geraucht. So nervös war ich lange nicht.
Jetzt gibt es dann Kartoffelbrei mit Spiegelei. Hmmmm!

Die heissen Quellen von Shaimak

Gestern sind wir dann weiter nach Shaimak zu den dortigen heissen
Quellen. Unterwegs haben wir noch bei so ein paar 1500 Jahre alten
Gräbern angehalten. Als wir fertig waren kamen zwei vom Militär und
wollten bei uns mitfahren zum Stützpunkt.
Dort haben ihre Kollegen dann unsere Pässe kontrolliert.
Anschliessend sind wir zu den nahen heissen Quellen gefahren. Zur Feier des Tages habe ich eine Dose Zwiebelwurst aus Deutschland jucken lassen. Köstlich!
Katrin hat sich tierisch über die Ungleichbehandlung der Frauen an der Quelle aufgeregt. Während die Männer im „Aussenbecken“ im warmen Wasser diese unglaubliche Landschaft geniessen durften, mussten die Frauen in das nach Schwefel stinkende Badhäusschen. Das ganze ist mitten im Fluss auf einem kleinen Inselchen. Dort blubbert einfach heisses Wasser aus dem Boden. Rund umher hohe, teils Schneebedeckte 5000er. Die Sonne stand tief. Und das ganze wäre perfekt gewesen, wenn da nicht diese Heerscharen von Schnaken gewesen wären. Unerträglich! Im Wasser war das noch einigermassen OK, aber als ich raus musste um mich wieder anzuziehen bekam ich fast Panik. Tausende Schnaken, die nicht weniger wollten als mein Blut. Soviel zu der ungerechten Behandlung der Frauen im Badehaus. Dort gab es wohl keine Mücken.
Ein bisschen weiter gen Westen haben wir uns dann das Nachtlager
gesucht. Schöne Aussicht über den Fluss. Nur war es wie immer recht
kalt. So sind wir normalerweise um 9 mit Mütze und langer Unterwäsche im Schlafsack um die 4-5°C kalten Nächte zu überstehen.
So gegen 10, wir waren schon am Einschlafen, kam ein Motorrad angefahren. Der eine hatte eine Militärjacke an und Maschinengewehr
dabei. Ich hab dann erst mal im Auto das Licht angemacht, damit der uns sehen kann. Nicht dass der erschrickt. Es fühlt sich komisch an wenn man in Unterhosen nem Typen mit Maschinengewehr gegenübersitzt.
Es waren noch zwei Typen dabei. Die Jungs waren von der Grenzkontrolle.
Da wir Touristen sind und offensichtlich weder Taliban noch Drogenschmuggler, war alles OK. Die waren echt nett. Sie haben uns nur verboten weiter nach Süden zu gehen. Die Grenze zu Afghanistan ist halt keine 10 km weg. Da wollen wir ja eh nicht hin.

Treibstoffknappheit

Gestern haben wir in Murgab versucht die Vorräte für die Tour zum Zorkul See aufzustocken. Leider mit nur bedingtem Erfolg. Das grösste Problem ist Benzin. An der einzigen Tankstelle welche noch Benzin hatte, haben wir getankt. Trichter rein und dann wurde mit Kanistern getankt. Gut dass mein Auto sich auch mit 80 Octan zufrieden gibt. Die nächste Tankstelle ist erst in Ishkashim. Vielleicht gibt es noch eine in Alichur, aber eben nur vielleicht. Weil wir nicht genau wissen, wie die Strassen dahin sind, wollten wir noch etwas mehr Benzin als meine 10l mit nehmen. Nur konnten wir keine Ersatzkanister auftreiben. Also haben wir das Problem auf „traditionelle“ Art und Weise gelöst und haben zwei 5l PET-Flaschen mit Benzin gefüllt. Gestern Abend, nach den ersten 100km Feldweg bis nach Tokhtamish haben wir die in den Tank geleert. Somit sollten wir genügend Reserve haben.
Der Weg bisher ist leider wenig spannend. Auf schlechten Strassen (meist fahren wir neben der Strasse, weil es besser ist) geht es auf rund 3800m nach Süden. Eine flache, mit wenigen Pflänzchen bewachsene Schotterlandschaft.
Heute wollen wir weiter nach Shaymak. Dort soll es nochmal heisse Quellen geben. Von da möchten wir dann weiter auf direktem Weg zum Zorkul See.
Das mit dem Benzin bzw. den Tankstellen ist echt krass. Die Regel, „wo Autos sind ist auch Benzin“ scheint auch hier zu stimmen. Nur dass es halt keine Autos gibt und damit kein Benzin. Das ist schon fast gespenstisch. 28.08 9.45

Worlds end

Gestern Mittag sind wir weiter bis Murgab. Scheisse, echt. Das ist hier das einzige Städtchen. Hier wollte ich nicht begraben sein. Dadurch, dass Sonntag war, war die Stadt noch mehr tot als sie es vielleicht unter der Woche ist. Alle Läden zu, kaum Menschen auf den zu breiten Strassen. Die Häuser sind meist einstöckige Flachbauten. Bis auf die Hauptstrasse sind alle Strasse nur gekiest. Eine Stadt nicht weniger bizarr als die Landschaft die sie umgibt. Nicht besonders einladend.
Nach dem Mittagessen im Hotel sind wir gleich weiter zu heissen Quellen. Weil wir halt beide irgendwie Trödler sind und die Strasse zu den Quellen sehr schlecht ist, haben wir die 50km nicht geschafft.
Unterwegs haben wir nach dem Weg gefragt. Der Typ hat uns dann noch auf zwei Marco Polo Schafe auf der anderen Seite des Flusses aufmerksam gemacht. Sehr schöne Tiere.
Bei der Suche nach einem guten Schlafplätzchen hatten wir wieder mal ein gutes Händchen und einen Ort von besonderer Schönheit gefunden. Wir sind einfach von der Strasse ab und den Kieshang runter gefahren bis zum Fluss. Hohe steile Wände umgeben uns. Eine ist schwarz, eine braun. Im Hintergrund kuckt ein ockerfarbener Hügel hervor. Das Tal flussabwärts ist grün. Das erste richtige Grün das wir hier sehen. Im Hintergrund einige schneebedeckte Gipfel. Es ist still. Ausser dem Wind ist nichts zu hören.
Heute morgen haben wir dann wieder bei offenem Kofferraum gelesen und
mit dem Fernglas nach mehr Schafen gesucht. Leider ohne Erfolg.
Im nächsten Dorf hab ich wieder nach dem Weg gefragt. Der sehr schmale und steile Kiesweg liess uns aber zweifeln. Also zurück ins Dorf. Um auf Nummer sicher zu gehen habe ich mit dem Mann eine Karte gezeichnet. Es war der Weg. Das war aber erst der Anfang. Über dem Pass ging es gerade so weiter. Ich weiss nicht was man macht wenn da ein anderes Auto kommt.
Links ging es steil und tief ins Tal und irgendwann, so nach 5km, in so einem Steilstück verliess uns der Mut. In einer Serpentine wendete ich. Katrin hat vorne gekuckt dass ich nicht ins Loch falle und ich bin hinten im Hang mit der Stossstange angestossen. Blöd. Jetzt ist der hintere Kuhfänger halt etwas verbogen.
Wir wollten zu Fuss noch etwas weiter gehen und kucken. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass hier, auf 3800m, in dieser Steinwüste eine Quelle geben sollte.
Plötzlich kam ein Jeep um die Ecke und ich fragte die Leute ob wir auf dem richtigen Weg seien. Es war ein älteres australisches Pärchen die sich einen Fahrer für den Pamir gemietet hatten. Die haben uns dann beide eingeladen und wir sind mit denen weiter gefahren. Schon lustig wie das Leben manchmal spielt.
Die heisse Quelle war dann noch so ein Ort aus einem Sciencefiction Film. Wir standen oben am Rande einer Schlucht. Um uns rum nur diese verwüstete Berglandschaft. Unten in der Schlucht jedoch war alles grün.
Neben dem Fluss standen zwei alte, halb gemauerte Gewächshäuser mit zerbrochenen Scheiben. Daneben noch drei alte Gebäude. Gespenstisch.
Unten angekommen mussten wir den Fluss über zwei windige Brücken überqueren. Das Badhäuschen war überraschend nett und sauber. Die leiten das heisse Wasser, das aus dem Boden kommt, über einen Kanal in zwei getrennte Betonbecken. Ein gemütliches Bad in schönem warmem Wasser. Herrlich!
Anschliessend ging es zurück nach Murgab wo wir heute nacht schlafen.
Naja, das Guesthouse bzw. der Homestay sind nicht besonders, aber wir
haben Strom und fliessend Wasser.