Monthly Archives: August 2013

Ab zum Doktor

In der Bergen bei der Mine wurde das Wetter nicht wirklich besser. Gore-Tex hin oder her – bei graupelschauer und ekligem Wind macht wandern keine Spass. Auf dem Rückweg ins Tal haben wir aber doch noch nen kleinen Spaziergang gemacht. Schön, aber kalt. Wenigstens wurden wir nicht nass. Also ausser Katrins Füsse im Fluss.
Den kleinen Abstecher auf den Barskoon Pass wollte ich mir nicht nehmen lassen. Das erste mal die 4000er Marke mit dem Auto geknackt. Um genau zu sein 4021m.
Anschliessend haben wir uns amStrand vom Issyk-Köl ein schönes Plätzchen gesucht und Gulasch gekocht. Ich dachte ja, die nehmen in der Wirtschaft immer nur billiges Fleisch, aber auch unseres war etwas zäh. Die hängen das offensichtlich nicht genügend ab. Dafür war die Sosse um so besser.
Vorgestern Morgen sind wir ins Märchental gefahren. Ein Tal mit bizarren roten Sandsteinformationen. Ja was man in den Steinen nicht alles sehen kann. Wir hatten das Marihuana vergessen und uns daher halt nur an der schönen Natur erfreut.
Anschliessend ging es weiter zu dem Salzsee um dort zu baden und dann am Issyk-Köl zu schalfen. Katrin hatte nur nicht allzuviel Spass beim Baden. Der war das Wasser zu kalt… Lustig was die für ein Gesicht machen kann.
Gestern ging es nach einem morgentlichen Bad im See zurück nach Bischkek. Als erstes haben wir unsere tadschikischen Visa in Empfang genommen. 45 Tage sollten genügend Zeit geben um das Land ausgiebig zu erkunden. Anschliessen haben wir das Auto wieder zum Waschen gebracht, vor die Polizei wieder kommt.
Heute morgen brachten wir meinen kleinen zum Kia-Händler. Die haben mir ein Radlager wieder angezogen und an der Kardanwelle ein Lager getauscht.
Katrin wollte auch zum Doktor zum röntgen. Sie hat wohl seit längerem Probleme mit der Ferse. Wie sich raus stellte ein Fersensporn. Mehr oder weniger zufällig haben wir eine deutsch-kirgisische Klinik gefunden. Während Katrin beim Doktor war habe ich mir die „Wandeszeitung von deutsches medizinische Zentrum“ angekuckt. Offensichtlich hängt das Krankenhaus irgendwie mit dem deutschen Roten Kreuz zusammen. Und weil die da so stolz drauf sind haben sie an ihrer Wandeszeitung auch die deusche Nationalhymne aufgehängt – die beiden verbotenen Strophen… Sowieso haben die da lustige Regeln. So steht an einer Türe die Aufforderung „Bitte nicht eingehen“. Ob das dem Schwerverletzten als Motivation hilft?
Nach dem Krankenhaus waren wir noch in einem Kaufhaus. Also dem Kaufhaus in Bischkek. Auf der Wanderug zum Ala-Köl ist mir mein Foto runter gefallen und das Gehäuse ist etwas deformiert. Jetzt kann ich nicht mehr viel einstellen. Und wenn ich Katrins Bilder von der Nex-7 sehe, dann kann ich da eh nur neidisch werden. Leider hatten die die Kamera die ich wollte nicht. Schade.

Es schneialad, es beielad, es goht an kalda Wend

Vor 3 Tagen, nach dem „Frühstück“ bin ich allein zurück ins Hotel. Nach 5 Tagen mal wieder ein bisschen für mich. Katrin hat beim Shopping noch nen Metzger ausfindig gemacht und etwas Hackfleisch für meine Spaghetti mitgebracht. Die haben wir dann im Hof vom Park Hotel gekocht. Pünktlich als die Sosse fertig war, kam ein Gewitter. Also mussten die Nudeln noch etwas aufs kochen warten. Aber dann – hmmm, Spaghetti Bolognese!
Vorgestern waren wir nochmal auf dem Basar und haben uns mit Lebensmittel eingedeckt. Anschliessend fuhren wir los Richtung Petrova-See. Nachdem das mit dem Inylcheck nicht so geklappt hatte wir uns das vorgestellt hatten wollten wir dort hin fahren.
Nach einem Picknick am See (und es hätte auch am Meer sein können) ging es auf ins Hochgebirge. Innerhalb einer guten Stunde stiegen wir von rund 1700m auf über 3700m. Die Strasse war zwar nur gekiest, aber von erstaunlich gutem Zustand. Beim Petrova-See ist eine Goldmine und die kümmerns sich offensichtlich recht gut um den Erhalt ihrer Zufahrt. In engen Serpentinen ging es steil bergauf. Teilweise hatte ich im ersten Gang mühe. Die Landschaft und der Ausblick war atemberaubend. Gletscher hingen die Hänge herunter, Wasserfälle stürtzen sich in die Tiefe. Oben, an einem See, drohte uns eine fette Wolke einzuholen. Zusammen mit der spätnachmittaglichen Sonne ein unglaubliches Spektakel aus Licht und Schatten. Am Ende des Sees sind wir 200m von der Strasse ab und haben das Auto mit bester Aussicht geparkt. Es war saukalt hier oben. Also schnell Abendessen kochen. Nur schnell geht in der Höhe halt erst mal gar nicht. Nach kanpp anderthalb Stunden haben wir dann beschlossen, dass der Reis jetzt einfach gut ist. Ab in die Schlafsäcke. Lange unterwäsche, Kapuzenpulli, Wollmütze, Wollsocken. Da ich ja keinen megawarmen Schlafsack habe, habe ich beide ineinander gesteckt. Katrin zog sich auch noch ihre Handschuhe an und versteckte sich dann ganz tief in ihrem Schlafsack, so dass man, wenn man oben rein kuckte nur die Mütze sehen konnte.
Nachts hatte es geschneit. Morgens war die Windschutzscheibe zu und es war immernoch so ein ekliges Schneeregen-Wetter. Also mal nen Kaffee und etwas Frühstücken. Natürlich ohne den Schlafsack zu verlassen. Hinlegen, weiter schlafen.
So gegen 12, Wetterlage unverändert, haben wir dann aufgegeben dort noch laufen gehen zu können. Also sind wir weiter richtung Mine. Die Strasse führte durch ein flaches, weites Tal. Links und rechts drückten Gletscher ins Tal. Relativ konstante Höhe bei guten 3700m. Eine unwirkliche, mit dünnem Gras bewachsene Mondlandschaft. Flüsse und Bäche suchen sich ungehindert ihre Wege. Es ist sehr friedlich.
Irgendwann stehen wir vor einer grossen Tafel, welche die Minengesellschaft aufgestellt hatte. Durchfahrt ohne Genehmigung verboten. Während ich das einfach annehmen wollte, war für Frau Hauser noch nichts verloren. Wir haben so ein weisses Patroulienfahrzeug von der Mine angehalten und ich durfte mit der Verwaltung funken. Nach einigen Minuten warten kam dann aber doch die Absage, wir sollen eine offizielle Anfrage stellen.
Also sind wir an der Kreuzung halt auf der anderen Strasse weiter gefahren – bis es mir dann zu spanndend wurde. Dort haben wir heute Nacht geschlafen. Und auch heute nacht war es saukalt und hat geschneit. Und auch heute hab ich mich einfach nach dem Frühstück nochmal aufs Ohr gehauen. Was soll man, ausser lesen, da sonst machen?
Vielleicht wird es jetzt ja dann doch noch besser.

Trekking wie im Outdoorkatalog

Am 04.08. haben wir uns von den Jungs im Hotel ein Taxi bestellen lassen. Die haben dann auch gleich nen wirklich guten Preis mit dem verhandelt. Nach etwas Benzinsuche brachte uns das Taxi ein Stück ins Karakol-Tal. Von dort ging es dann zu Fuss noch etwa 10km ins Tal rein. Katrins Rucksack hatte gut 13kg, meiner knappe 17kg. Komfortzone.
Auf 2500m haben wir uns unseren Schlafplatz gesucht. Original wie im Outdoorkatalog. Das Zelt zwischen ein paar Fichten, dicht am Flussbett und eine grandiose Aussicht auf die in der untergehenden Sonne leuchtenden 4000er. Nur etwas frisch war es.
Das Spülen gestaltete sich etwas schwierig. Denn sobald der Topf mit dem eiskalten Flusswasser in Berührung kam wurde das Fett steinhart und Spüli hin oder her, das ging nicht ab. Also nochmal Wasser kochen.
Normalerweise gehe ich ja lieber später ins Bett, aber bei der Kälte liegt dann halt auch der Martin um halb 8 im Schlafsack.
Dummerweise war ich abends zu faul um nochmal Wasser zu filtern. Zur Strafe musste ich dann halt um 12 aufstehen und Wasser holen.
Während ich noch geschlafen habe hat Katrin schon Frühstück gemacht. So lob ich mir das!
Katrin wollte noch zu einem Gletscher weiter hinten im Tal. Besonders begeistet war ich nicht, denn es war recht unwahrscheinlich, dass wir es zeitlich tatsächlich bis ganz hinten schaffen würden. Dazu kam, dass Katrin etwas Probleme mit der Ferse hat. Also hab ich halt alles was wir für den Tag brauchten (gut 10kg) getragen.
Der Weg war sehr schön. Durch Wald, grün-bunte Wiesen und auf Steinen über mehrere Flüsschen. Am Ende haben wir es doch nicht bis ganz zum Gletscher geschafft. Der Ausblick auf die vergletscherte Nordwand des 5216m hohen Berges war aber grandios. Mittagessen, ein Schläfchen in der Sonne und ab zurück.
Am 06.08. sind wir um 6 Uhr aufgestanden. Frühstück, packen und um 8 haben wir den Aufstieg zum Ara-Köl auf gut 3500m. Etwas über 3000 musste ich dann noch ein Kilo gepack auf Katrin abladen. Mir war die Luft zu dünn und die kommt ja grade aus Tibet.
Katrin hatte sich in den Kopf gesetzt dort oben zu nächtigen. Ich hingegen hielt das für keine besonders gute Idee. Zum einen hatte ich respekt vor der Höhe und den Temperaturen, die unter denen meines Schlafsacks liegen würden. Also wollte ich weiter. Der Aufstieg war wesentlich härter als wir erwartet hatten. Viel mieses Geröll und extrem Steil. Statt der angepeilten 4h haben wir gute 5 gebraucht. Oben, nach erreichen „ihres“ Zwischenziels ist Katrin dann total eingebrochen. Regen hing in den Wolken. Zwischenzeitlich war es fast 3 Uhr. Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder sofort weiter um dem Regen zu entkommen oder vollends zum See abzusteigen um dort zu schlafen. Die 6h bis zu den heissen Quellen waren nicht mehr zu schaffen. Also sind wir runter.
Dort war ein Camp einer Trekkingargentur. Eigentlich wollten wir ja nur fragen wo man sonst noch gut ein Zelt aufstellen könne, aber das Mädel hat uns ein Zelt für umsonst angeboten. Die stünden eh leer. Fair (wobei ich nicht weiss ob ihr Chef das auch so fair findet). Ich habe sofort ja gesagt. Katrin war sauer, weil sie so gerne ihr Zelt bei Regen ausprobiert hätte. Als der Gewittersturm dann aber kam, war sie doch auch froh um das grosse Familienzelt in dem auch die Rucksäcke genügend Platz fanden.
Kurz nach uns kamen dann auch noch die zwei Israelis die wir beim Aufstieg getroffen haben in das Camp. Sympathische Israelis, mit denen wir uns noch etwas im Essenszelt unterhalten haben.
Es hat fast die ganze Nacht durchgeregnet. Morgens lag 100m über uns noch etwas Schnee. Mit zweiter Isomatte und allem was ich zum Anziehen hatte habe aber auch ich die Nacht gut überstanden.
Leider hatte der eine Israeli die Höhe nicht vertragen und bekam in der Nacht die Höhenkrankheit. Ziemlich hefig sogar. Sie waren dann aber so vernünftig und haben den Typen vom Camp als Träger über den 3900m hohen Pass engagiert. Später haben sie uns dann erzählt, dass der Höhenkranke es auch ohne Rucksack kaum geschafft hatte.
Die Aussicht oben auf dem Pass über den See und die umliegenden Berge war der Hammer. Leider war es halt auch saukalt.
Die ersten 200m abstieg waren die pure Freude. Ein extrem steiles Stück mit lockerem Kies. Fast wie skifahren.
Irgendwann mussten wir dann den Fluss an dem wir entlang gingen queren. Leider war der mit gut 15m viel zu breit und zu tief um trockenen Fusses auf die andere Seite zu gelangen. Also Schuhe aus, Stock in die Hand und barfuss durch das eiskalte Wasser. Die spitzen Steine auf dem Grund manchten das ganze nicht angenehmer. Als ich bis über die Knie in der recht starken Strömung stand wurde mir klar, dass ich nochmal zurück musste, weil Katrin das alleine nicht schaffen würde. Plötzlich wurde ich von hinten angespritzt und drei Pferde ritten hinter mir vorbei. Auf einem, freudestrahlend, Prizessin Katarina! Ja ja, Frau muss man sein. Da hatte doch ein Guide mittleid mit ihr.
Meine Füsse waren krebsrot. Aber nach 4 Tagen ohne die Socken einmal auszuziehen hat das Wasser sicher nicht geschadet.
An Katrins Tempo muss ich mich erst noch gewöhnen. Sie geht einfach ihr Tempo – egal ob der Himmel zu zieht. Sie will lieber Blumen und Murmeltiere sehen… Ohhh, do ka i auf dr sau naus! Und so kam es dann wie es kommen musste. In strömendem Regen mussten wir 6-7m über einen von dem Fluss halb überspülten Baumstamm balancieren. Danach ging es weiter durch die Matsche. Grrr! Und nochmal grrr!
Letztendlich haben wir es zu den heissen Quellen geschafft. Im heissen Wasser des kleinen Badhäuschens mit einem kühlen Bier sah die Welt dann aber schnell wieder besser aus.
Heute sind wir dann wieder nach Karakol zurück. Unterwegs habe wir noch bei den „natürlichen“ Quellen halt gemacht. Zwei kleine Betonherzen die in den Fluss gemauert sind und mit heissem Wasser aus dem Berg gefüllt werden.
Gemäss Katrin waren es nur 2h bis zu einem Sanatorium, von wo ein Bus fahren sollte. Nach 5h in gutem Schritt waren wir dann auch schon unten. Da hat uns dann ein Taxi aufgegabelt und zurück nach Karakol gefahren.
Den ganzen Tag hatte ich Lust auf Spaghetti Bolognese. Also bin ich noch auf den Basar um die Zutaten zu besorgen. Alles gab’s. Nur nen Metzger hab ich keinen gefunden. Dafür hab ich dann einfach nen gegrillten Gockeler und frisches Brot gekauft. Dann haben wir uns in den Park gesetzt und gegessen. Hmmm, lecker!
Eigentlich haben wir die Tour mit 3 Tagen angesetzt, mit der Option auf einen 4. Tag (zu dem 5000er). Durch den zusätzlichen Zwischenstop am Ara-Köl wurden es jetzt halt fünf. Fünf anstrengende, aber auch sehr schöne Tage.

Ein russisches Sanatorium

Gut, also die heissen Quellen… Ja, also da haben wir wohl was falsch interprätiert. Nur weil es an anderen Stellen in der Gegend heisse Quellen gibt, heisst das nicht, dass jedes Sanatorium über solche verfügt. Der Besuch war trotzdem sein Geld wert. Ein russisches Sanatorium wie im Bilderbuch! Aussen etwas verfallen, innen, sagen wir mal konserviert.
Vor dem Eingang zum Bad sass eine mit Artzkittel und hat uns „aufgenommen“. Danach hat sie uns durch ein kellerartiges Labyrinth ins Bad geführt. Es hätte mich nicht gewundert wenn wir plötzlich vor nem Atomreaktor gestanden hätten.
In dem Bad war ausser uns niemand. Ich glaube, hier bekommt jeder sein eigenes, weil wir später noch andere Badende beim Verlassen den Gebäudes gesehen haben und die müssen ja auch wo gewesen sein. Also jedenfalls hatten wir ein doch recht ordentliches Schwimmbecken ganz für uns allein. Gut, es war nur halb gefüllt und die gelbliche Farbe des Wassers war nicht sonderlich einladend. Teilweise hingen die Neonröhren nicht mehr alle am einst angestammten Platz, ebenso wie die angerosteten Deckenplatten. Aber sonst – russische Folklore. Echt geil!
Jetzt sind wir wieder in Karakol und haben die Rucksäcke für den nächsten Versuch gepackt. Morgen wollen wir zu anderen heissen Quellen trekken. Dort wollen wir mal schlafen und am nächsten Tag entscheiden ob und wie es weiter geht.

Martin

4. August 2013

Also nur mal so zur Info zwischendurch: Mein schweizer Handy kann keine SMS empfangen. Also Email, WhatsApp oder halt die kirgisische Nummer.