Daily Archives: 7. September 2013

Statt dem Zorkul jetzt halt am Yashikul See

Vor drei Tagen sind wir von Khorog aus durch das Shakdora-Tal zum Zorkul aufgebrochen. Das Shakdora-Tal steht nicht sehr weit oben in der zu bereisenden Regionen im Pamir. Völlig zu unrecht. Es ist ein relativ grünes Tal mit vielen netten kleinen Dörfchen.
In Roshtkala haben wir noch einmal voll getankt. Und weil es die letzte Tankstelle war auch noch die beiden PET-Container. Volltanken ist hier sehr ungewöhnlich. Man muss normalerweise immer sagen, wie viele Liter man haben möchte. Nun weiss man das ja nicht immer auf den Liter genau. Jedes Mal ein Drama.
Am späten Nachmittag kamen dann plötzlich die Gipfel von Marx und Engels zum Vorschein. Absolut überwältigend. Blanker Fels und so steil, dass fast kein Schnee liegen bleibt. Die beiden sind soooo gross und sowas von steil, dass ich mir nicht recht vorstellen kann wie man diese besteigen will.
Nach 7h Fahren und gerade einmal 120 zurück gelegten Kilometern hatte ich keinen Bock mehr zum weiter fahren. Wir haben uns einfach neben den Weg gestellt, Blick in ein schönes Tal und dort geschlafen. Der Turumtailkul See musste auf morgen warten.
Am Morgen sind wir dann weiter zum See. Ich hab Katrin fahren lassen. Die hat ganz schön geschwitzt, weil der schmale und schlechte Weg teilweise sehr exponiert war.
Von oben sah der See aber gar nicht so schön aus, wie wir uns das erhofft hatten. Alternativ wanderten wir so ein Joch nach hinten um nochmal die beiden Kommunisten zu bestaunen.
Aus dem Reiseführer wussten wir, dass nun das schwierigste Stück kommen sollte. Es steht, man brauche ein gutes Allradfahrzeug mit viel Bodenfreiheit. An einem Fluss wussten wir warum. Entgegen meiner Erwartung war der Wasserstand nicht das Problem. Viel mehr lagen da echt fette Brocken drin und im ersten Moment schien dieses Geröllfeld unüberwindbar. Aber was blieb? Umdrehen? So schnell nicht. Wir haben uns das ganze dann mal zu Fuss angesehen und besprochen. Katrin blieb draussen und hat mich eingewiesen. Bis auf das, dass ich mal von einem Stein abgerutscht bin und dann aussen mit dem Achse auf einen noch grösseren Stein drauf gerutscht bin, bin ich ohne grössere Aufsitzer durch gekommen. Katrin ist auf ihrem Weg durch den Fluss ins Wasser gedappt und als ich dann noch was kucken wollte ich auch noch. Aber wir waren durch. Anschliessend ging es recht steil weiter ins Tal. Am Ende noch zwei Flussdurchfahrten und wir waren wieder auf dem Highway.
Die Nacht haben wir ein paar Kilometer vor Khargush mit einem fantastischen Blick über den afghanischen Wakhan verbracht. Zwischenzeitlich haben wir uns ja an die kalten Nächte gewöhnt, aber Eisblumen an den Fenstern waren neu. Mit 4250m war das aber auch der bisher höchste Schlafplatz und ich habe sehr gut geschlafen.
Gestern morgen sind wir dann weiter nach Khargush zum Militärstützpunkt und Eingang zum Zorkul. Ausweise und Sondergenehmigung abgegeben und nach einer Weile kam der Soldat wieder und meinte „Niet“. Er hat irgendwas von Ishkashim geredet. Mehr hatte ich nicht verstanden. Also warteten wir einfach vor der Tür auf die Kanadier. Gut, dass wir verabredet waren. Dann kam ein Auto mit einem Pärchen aus Freiburg und einem Fahrer der super Englisch konnte. Der hatte dann sein Glück auch probiert und ebenfalls eine Absage bekommen. Man bräuchte wohl noch eine zusätzliche Sondergenehmigung aus Ishkashim. Allgemeine Verwirrung.
Irgendwann kamen dann noch die Kanadier und auch diese hatten ja nur die normale Sondergenehmigung.
Die Fahrer redeten vergeblich auf die Soldaten ein.
Die Freiburger hatten ein Satelitentelefon dabei. Damit versuchte deren Fahrer das Büro zu erreichen. Lange Diskussionen, kurzer Sinn – nix zu machen. Nach 4h warten war dann klar, dass es vor dem 11.9. wohl nix zu machen gibt.
Also sind wir dann wieder die scheiss Strasse über den Khargush-Pass zurück zum Yashikul gefahren.
Als wir am Ostende des Sees waren, musste ich was essen. Es war 4 und seit dem Frühstück gab es nix mehr. Ein ekliger, kalter Wind blies. Egal, die Aussicht war prächtig und vor allem hatte ich Hunger.
Auf dem Rückweg nach Bulunkul waren wir noch kurz spazieren. Irgendwo dort war auf der Karte ein Schrein verzeichnet. Den haben wir zwar nicht gefunden, schön war es dort trotzdem.
Es war spät geworden und es dämmerte schon. Eigentlich wollten wir in Bulunkul schlafen. Auf dem Weg erkoren wir eine Kuppe hoch über dem See zu unserem Schlafplatz. Zugegeben, etwas dekadent, aber eine herrliche Aussicht auf den See!
Gestern Abend bekam dann Katrin endlich ihre lang ersehnten Spaghetti Carbonara, die ich noch aus Deutschland dabei hatte.
Ja, und jetzt sitze ich hier, immer noch mit Mütze und Schal, im gemütlich warmen Schlafsack verpackt, mit Kaffee, schreibe und geniesse die Aussicht. Leider fürchte ich, dass mir die Morgensonne einen Sonnenbrand im Gesicht verpasst hat.