Daily Archives: 27. September 2013

Eine harte Woche

Nachdem wir ja nochmal nach Khorog zurück mussten um die Karte zu holen sind wir dann halt einen Tag später ins Bartang Tal gefahren. Die letzten 15 km bis Khijez waren teilweise Spannend. Der Bartang ist echt breit und neben der schmalen Kiesstrasse ging es halt doch manchmal gut runter. Zu unserer Überraschung führte eine Brücke über den Fluss und ein Strässchen weiter in Tal Richtung Ravmed. Nach dem Dörfchen haben wir neben der Strasse geparkt und geschlafen.
Am nächsten Tag beschlossen wir doch nicht ins Tal zu laufen, sondern mal zu kucken wie weit wir mit dem Auto kommen würden. Sooo schön war es dort nämlich nicht. Ausserdem ist Katrin immer gleich fertig, wenn irgendwo eine Strasse ist. Das war eine gute Entscheidung. Denn so konnten wir die 15km bis Ravmed. hochfahren und von dort dann laufen. Dort war es um Welten schöner. Ein nettes kleines Dörfchen, nur noch Fusswege und eine schöne Landschaft. Gegessen haben wir mit Blick auf einen beeindruckenden 6000er.
Am nächsten Tag sind wir dann zurück ins Bartang Tal gefahren und weiter Richtung Dushanbe. Man, das war eine scheiss Strecke. Am Ende des Tages, nach 10 harten Stunden im Auto hatten wir gerade mal 230km zurück gelegt.
Am Sonntag morgen sind wir um 7 Uhr weiter gefahren. Wir mussten ja für die Wahlparty am Abend in Dushanbe sein. Karin hatte irgendwo gelesen, dass die südliche Strecke, weiter entlang der afghanischen Grenze, zwar länger, aber besser zu fahren sein. Sicherheitshalber haben wir nochmal nen Polizisten gefragt und der hatte das bestätigt. Das erste Mal seit 6 Wochen waren wir wieder auf einer Strasse die den Namen auch verdient. Herrlich!
Kurz vor Dushanbe, ab in die Waschanlage. Dort muss das Auto nämlich vom Gesetz her sauber sein. Aber kaum waren wir in der Stadt kam ich mit diesem schon in Konflikt. Ich habe auf einer komplett unbefahrenen Strasse gewendet. Kein Mittelstrich oder so. Schon hat mir der Polizist gewunken. Ich hab ihm dann die Papiere gegeben und mich, wie immer, sehr sehr blöd angestellt. Katrin musste ja schon fast lachen. Selbst das „Money-Money-Zeichen“ habe ich geschickt übersehen/-gangen. Am Ende war der Polizist glaub auch hilflos und hat gesagt, dass es OK ist, weil ich ja Gast in Dushanbe bin.
Ein paar hundert Meter weiter, Katrin wollte noch was für die Party kaufen, war wieder eine Polizeikontrolle. Das war eine grosse Strasse und ich nicht Sicher ob ich da halten durfte. Also bin ich einfach zu den Polizisten hin gefahren und habe die gefragt. Der meinte dann, dass ich da nicht Parken könne, aber Katrin soll mal einkaufen gehen. Der Polizist hat sich dann mit mir unterhalten, bis sie wieder da war. Die Polizei von Dushanbe ist echt voll nett!
Nach einer langen Odysee durch die Stadt sind wir dann halt doch in das vom Lonley Planet empfohlene Guesthouse gefahren. Bis wir (unter dem Rinnsal) geduscht hatten war es schon 8 Uhr. Der vom Hotel hat uns ein Taxi besorgt, das uns die 8km zur Deutschen Botschaft gebracht hat.
In der Botschaft wollten die nicht mal unsere Pässe sehen. Der Name hat genügt und schon waren wir drin. Da es aber schon 9Uhr war, waren die ganzen Tischlein, an denen es Häppchen gab schon besetzt. Schön blöd. Wenigstens gab es Bier und Wein. Ein paar Käsebrote haben wir dann aber doch noch bekommen. Wir waren aber beide zu müde um uns richtig unter die Gäste zu mischen. Die kannten sich alle und dann ist es doppelt blöd. Was schade ist, dass wir jetzt immer noch nicht wissen, warum die Menschen hier so leben, wie sie leben. Vor allem die Frage mit dem Essen wäre spannend gewesen. Es ist uns einfach unverständlich, warum die hier nur von Kartoffel mit Makaroni leben, wo es doch auf dem Markt genügend andere Sachen gibt. Also selbst die die Restaurants beschränken sich auf die übichen 4 Klassiker.
Am Montag haben wir uns dann erst mal ein anderes Hotel gesucht. Wir waren uns einig, dass kanppe 40USD für das Gebotene einfach zu viel waren. Die Odysee ging weiter. Plötzlich sah Katrin ein Schild zum Hotel Twins. Sie hatte wohl irgendwo gelesen, dass das ein guter Deal sei. Gut, 100USD sind jetzt kein Schnäppchen, aber für das Gebotene mehr als in Ordnung. Wir waren müde und fertig. Also haben eingecheckt und sind mal in die Stadt was Essen.
Am Dienstag haben wir dem ortlichen Hyundai-Händler bzw. dem Service einen Besuch abgestattet. Der Mechaniker war echt gut. Nach 2 min fahren hatte der Fehler gefunden: Meine Bremse wackelt. Sei wohl nicht schlimm, aber man sollte es mal irgendwann machen. Die hatten das Teil natürlich nicht da.
Am Mittwoch sind wir zum Autobasar. Nach eine weile Suchen und rumfragen, hatten wir einen Typen gefunden der das Teil hatte – aber leider die falsche Seite. Die Hyundai-Fritzen meinten davor, man könne das Problem auch so etwas flicken. Also Katrin bei nem Cafe abgesetzt und wieder hin. Das flicken hat nicht wirklich funktioniert. Jetzt weiss ich was es ist. Ich wollte dem Mechaniker ja noch was anderes zeigen, aber der meinte dann, ich solle es einfach in Almaty machen lassen, weil er die Teile ja eh nicht (rechtzeitig) besorgen könne. Ja, so ist das halt hier.
Gestern sind wir Dushanbe gen Norden verlassen. Die Strasse war recht gut. Was ich da noch nicht wusste: Das war die Strasse mit dem berüchtigen Tunnel des Todes! Davon hatte mir schon einige erzählt. Vor allem für Radfahrer sei der ein No-Go. Da kann man wohl eine Kohlenmonoxidvergiftung bekommen. Das Problem träfe aber auch Autofahrer, wenn es im Tunnel einen Unfall gibt.
Jetzt wo ich durch bin kann ich mir all diese Horrorgeschichten gut vorstellen. Im ganzen 6km langen Tunnel gibt es kein Licht und keine Belüftung. Die Luft ist schwarz von den Abgasen der LKW. Es gibt keinen bzw. nur sehr schlechten Strassenbelag. Immer wieder hängen die Eisen der Armierung aus dem Belag. Es gibt riesige und tiefe Schlaglöcher, in denen sich das Wasser sammelt, das von der Decke tropft. Und weil das alles nicht reicht und die Tadschiken ja eh nicht autofahren können, überholen manche da drin sogar noch. Es ist echt gruselig da drin. Das einzig gute ist, dass ich durch die Geschichten gleich alle Lüftungen aus und zu gemacht hab. Damit hat es wenigstens bei uns im Auto nicht gestunken.
Heute sind wir weiter bis zum Alplager bei Artuch gefahren. Das hat zu. Wir sind dann einen Feldweg (noch schlechter als die Strasse hier her) weiter gefahren um einen guten Schlafplatz zu finden. Leider wurde der Weg nach wenigen Metern so schlecht, dass ich nicht mehr weiter fahren wollte. Noch ein paar Meter weiter wäre eine schöne Stelle um zu schlafen gewesen. Ich war zwar sehr skeptisch ob ich da runter kommen würde, aber Katrin war so – ach komm. Ganz unmöglich schien es mir nicht. Untersetzung rein, versuchen kann man es ja mal. Erster Versuch – gerade runter. Ging nicht. Da stand ich vorne mit der Stossstange an. Also zurück und etwas schräger, aber das ging auch nicht. Als ich dann schon aufgegeben hatte, wollte ich es doch nochmal wissen. Ganz schräg rein. Bloss als dann das linke Hinterrad in der Luft hing ging gar nix mehr. Nicht mehr vorwärts, nicht mehr rückwärts. Scheeeiiissse! Also mal ausgestiegen und gekuckt. Hilft ja alles nix. Vollgas rückwärts – und schwup war ich wieder oben. Mein Kleiner ist halt schon der beste.
Jetzt sind wir halt auf einer Wiese. Nicht ganz so bezaubernd, aber wir hatten schon schlechtere Schlafplätze.
Ja, aber wo ich gerade bei meinem Kleinen bin. Ich weiss nicht was ich mit ihm machen soll. Einerseits ist er mir in den letzten 4,5 Monaten sehr ans Herz gewachsen (mein erstes Auto zu dem ich Gefühle entwickelt habe), andererseits, was mache ich mit so nem grossen Auto in der Schweiz? Klar, super um zum Skifahren fahren oder mal zum Campen. Aber lohnt es sich dafür zwei Autos zu haben? Und um ihn als einzigen zu haben, dafür ist er mit seinen 12l schon relativ durstig. Da werde ich wohl noch ein paar schlaflose Nächte haben.