Daily Archives: 10. November 2013

Durch die „War Zone“

Ui ui ui, gestern habe ich mich dann doch noch mal bei Wikitravel über Russland schlau gemacht. Also ehrlich, das hört sich nicht so lustig an. Vor allem weil ich ja quasi einmal quer durch den Nordkaukasus durch muss. Dass das auswärtige Amt vor Reisen in diese Region abrät ist eine Sache, aber da finden sich dann so mehr oder weniger lustige Warnungen wie:
WARNING: The North Caucasus remains extremely dangerous and is emphatically NOT safe for tourists. Certain regions – particularly Chechnya, Ingushetia and Dagestan – are considered war zones. Most governments advise against all travel to these regions. If you must go, please see War zone safety and the „Stay Safe“ section below.“ [http://wikitravel.org/en/Northern_Caucasus]
Oder:
„There is no doubt that car travel is the best way to see the country, but it is a risky enterprise which is recommended only for the brave and capable.“ [http://wikitravel.org/en/Russia]

Wenigstens bescheuert genug bin ich. Das hätte ich vielleicht doch mal vorher lesen sollen…
Auf Russland hatte ich mich halt wirklich nicht gut vorbereitet, weil ich doch nur kurz durchreisen wollte. Man darf beim Reisen halt wirklich einfach nicht schlampen. Mit nix.
Nachdem auf meinem Visa die Ausreise nach Georgien vermerkt ist, bleibt mir keine andere Wahl.
Heute morgen nach dem ausgiebigen Hotelfrühstück habe ich noch einen Spaziergang durch Astrakhan gemacht. So ein schönes Städtchen. Da stehen noch die ganzen alten Häuser aus den zwanziger Jahren mit ihren Erkern und schnörkeligen, gusseisernen Balkonen. Teilweise sind sie etwas runter gekommen, teilweise werden oder wurden sie aber auch schon wieder sehr gut her gerichtet. In Deutschland sieht man das kaum mehr. Da hat der Krieg das meiste kaputt gemacht und bei den Schweizern passiert es gerade durch die Spekulanten. Schöne grosse Kirchen haben sie auch. Kulturgüter gibt es in Zentralasien recht wenig. Um so mehr kann ich mich im Moment daran freuen. Hinzu kommt, dass die herbstliche Sonne alles in ihr wundervolles gelbliches Licht taucht. Die gelb-kahlen Bäume runden die Stimmung ab. Wirklich schön.
Die Strassen in Russland sind wirklich sehr gut. Nur etwa 150km Abkürzung führten auf einer Piste durch die Wüste. Die war aber nicht schlecht. Schön fest gefahrener Sand, keine Schlaglöcher und keine Längs- oder Querrinnen, etwas hügelig – schönes Offroadfahren.
Die OSM-Karten sind wirklich nicht schlecht. Google kennt in diesem Gebiet deutlich weniger Strassen.
Um 6 ist es hier schon stockdunkel. Das war zu früh zum schlafen. Also fuhr ich einfach weiter. Auf den einwandfreien Strassen hier war das kein Problem. Je länger ich in der Dunkelheit unterwegs war, um so mehr lernte ich die Vorzüge zu schätzen. Denn so wurde ich nur an den festen Checkpoints kontrolliert und die ganzen normalen Verkehrspolizisten, die einfach am Strassenrand lungern, die konnten ja mein Nummernschild nicht, oder erst zu spät sehen. Hehe. So blieb es bei „nur“ 5 Kontrollen. Alle ohne Beanstandungen oder dass ich hätte was zahlen müssen.
Als ich dann vorher müde wurde, habe ich abseits der Hauptstrasse einen Schlafplatz gesucht. Nicht so einfach. Jetzt stehe ich vor so einem Kieswerk oder so ähnlich. Dort arbeiten sie noch. Hab den Wachmann gefragt ob ich da stehen darf und er meinte das sei ok. Damit sollte ich einigermassen sicher sein. Dass ich einmal in Grozny/Tschetschenien übernachten würde… Das kenne ich nur von früher aus dem Fernsehen. Womit wir wieder bei der War Zone wären…