Naryn und drum rum

Gestern morgen hatte es geregnet. Das hatte meine Pläne etwas durchkreuzt. Nach einigem hin und her bin ich dann Richtung Turugart (Chinesische Grenze) aufgebrochen. Erstes Ziel, die Ruinen von Kosoj-Kurgan. Gut, also wenn man mal in Xiva gewesen ist, kann man sich vorstellen wie diese Dreckhaufen mal früher ausgesehen haben könnten. So gibt es nicht wirklich was zu sehen.
Also weiter zur Karavanserei Tas-Rabat. Das Wetter machte ein bisschen auf, die Strasse war super. Die letzen 15km von der Strasse ab auf den Feldweg und tada! …das soll es sein? Ein grosses Steingemäuer, so schon ok, aber zum extra kommen war es auch das nicht wert. Weil die Wolken wieder dichter wurden war es auch nicht wert weiter gen Süden zu fahren. Die Berge konnte man eh kaum sehen.
Zurück in Naryn hab ich mal gegessen und vorräte für 2 Tage gekauft. Der Plan war kühn. Über Tas-Basat und den Toson-Pass zum Ysyk-Köl fahren. Die Strassen waren in meiner Karte nicht verzeichnet, aber das Navi kannte sie. Und für den Fall dass die Wege Richtung Pass zu schlecht würden, könnte ich einfach nen Bogen nach Sary-Bulak fahren. Das war jedoch zuviel für mich. Die 50km nach Tas-Basat waren wieder Kiesstrasse mit Holzbrücken über den Naryn (Fluss). Spannend. Ja, und irgendwann wurde das Strässchen dann etwas kleiner. Aber schön. Am Hang entlang durch ein lichtes Wäldchen und unten der Fluss. Erst kam ein 5m breiter und 15m langer Damm über einen Bach. Der Bach kam von links aus den Bergen und bildete an dem Damm ein kleines Seelein. Kristallklares, blaugrünes Wasser, Tannen, schön. Wunderschön. Der Bach suchte sich seinen Weg durch den Damm um auf der anderen Seite an die 70m fast senkrecht in den Naryn zu stürzen. Ja, und ich auf dem Damm. Gut, kleine Gefahrenstelle. Aber dann wurde das ganze immer noch wilder. Der Weg war meist so um die 3m breit und ich weiss nicht was ich gemacht hätte wenn da ein anderes Auto entgegengekommen wäre. Denn zu meiner Rechten ging es gut 50m bei 70° nach unten bzw. auf der anderen Seite nach oben. Nix für Klaustro- und/oder Akrophobe. Der Weg war nass vom Regen. Super! Dann kam noch eine Stelle wo der Hang etwas abgerutscht war und der Weg halt keine 2m mehr breit war. Das war dann der Punkt wo ich echt nervös wurde. Umdrehen war halt auch nicht.
Endlich war ich an dem auf meinem Navi markierten Platz zum Zelten. Dort wollte ich schlafen um dann am nächsten Morgen zurück zu fahren. Nur dass da halt nix war, bzw. das Plätzchen wohl ein paar Meter ab der Strasse im Wald lag. Ich konnte das Tal nach vorne blicken. Da ging es grade so weiter. Glücklicher Weise kam eine Stelle wo ich wenden konnte. Erst wollte ich dann dort noch wo schlafen, aber dann fing es wieder an zu Regnen und das war mir nicht wohl mit den steilen Bergen auf beiden Seiten. In der Dämmerung zu fahren ist zwar auch blöd, aber dort in dem Tal hätte ich nicht schlafen können.
Auf dem Rückweg hätte ich keinen Tropfen Blut mehr gegeben.
An einer Stelle wo ein paar Jurten standen und hab ich mich dazu gestellt und dort geschlafen. Hier war es sicher.
Im Zweifelsfall umkehren. Daran versuche ich mich immer zu halten. Und das letzte Mal als ich mich habe überstimmen lassen wäre es besser gewesen. Meine Intuition war, wie meistens, gut. Heute nacht gab es noch ein kleines Gewitter und es hat glaub ziemlich durchgeregnet.
Wenn ich jetzt so in das Tal kucke – schade. Vielleicht ein ander Mal wenn das Wetter mitspielt. Aber nochmal min. 80km unter diesen Verhältnissen – nicht wenn man nicht muss.
Oh, und dann noch das Tüpfelchen auf dem i für gestern. Weil ich noch so aufgewühlt war, konnte ich nicht schlafen. Dann dachte ich, ich rauch noch eine. Und so sass ich, mit dem Rücken zur Schiebetüre und hab über die Schulter in die Nacht geblickt. Ein Vogel zwitscherte Warnlaute aus dem Gebüsch und ich fragte mich ob es hier auch Bären oder Wölfe gäbe? Plötzlich sah ich im Augenwinkel ein helles Tier 5m hinter mir. Urinstinkt. Gänsehaut bis zum kleinen Zeh. Während ich vor schreck zweimal tief Einatmete ging es dem (Fuchs, Hund?) genau so und hat er seine Beine in die Pfoten genommen. Ich weiss nicht wann ich mich das letze mal so erschrocken hab.
Heute fahre ich auf normalem Weg zu Ysyk-Köl und mach’s mir am Strand gemütlich – so wie alle anderen Touristen auch!

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