Trekking wie im Outdoorkatalog

Am 04.08. haben wir uns von den Jungs im Hotel ein Taxi bestellen lassen. Die haben dann auch gleich nen wirklich guten Preis mit dem verhandelt. Nach etwas Benzinsuche brachte uns das Taxi ein Stück ins Karakol-Tal. Von dort ging es dann zu Fuss noch etwa 10km ins Tal rein. Katrins Rucksack hatte gut 13kg, meiner knappe 17kg. Komfortzone.
Auf 2500m haben wir uns unseren Schlafplatz gesucht. Original wie im Outdoorkatalog. Das Zelt zwischen ein paar Fichten, dicht am Flussbett und eine grandiose Aussicht auf die in der untergehenden Sonne leuchtenden 4000er. Nur etwas frisch war es.
Das Spülen gestaltete sich etwas schwierig. Denn sobald der Topf mit dem eiskalten Flusswasser in Berührung kam wurde das Fett steinhart und Spüli hin oder her, das ging nicht ab. Also nochmal Wasser kochen.
Normalerweise gehe ich ja lieber später ins Bett, aber bei der Kälte liegt dann halt auch der Martin um halb 8 im Schlafsack.
Dummerweise war ich abends zu faul um nochmal Wasser zu filtern. Zur Strafe musste ich dann halt um 12 aufstehen und Wasser holen.
Während ich noch geschlafen habe hat Katrin schon Frühstück gemacht. So lob ich mir das!
Katrin wollte noch zu einem Gletscher weiter hinten im Tal. Besonders begeistet war ich nicht, denn es war recht unwahrscheinlich, dass wir es zeitlich tatsächlich bis ganz hinten schaffen würden. Dazu kam, dass Katrin etwas Probleme mit der Ferse hat. Also hab ich halt alles was wir für den Tag brauchten (gut 10kg) getragen.
Der Weg war sehr schön. Durch Wald, grün-bunte Wiesen und auf Steinen über mehrere Flüsschen. Am Ende haben wir es doch nicht bis ganz zum Gletscher geschafft. Der Ausblick auf die vergletscherte Nordwand des 5216m hohen Berges war aber grandios. Mittagessen, ein Schläfchen in der Sonne und ab zurück.
Am 06.08. sind wir um 6 Uhr aufgestanden. Frühstück, packen und um 8 haben wir den Aufstieg zum Ara-Köl auf gut 3500m. Etwas über 3000 musste ich dann noch ein Kilo gepack auf Katrin abladen. Mir war die Luft zu dünn und die kommt ja grade aus Tibet.
Katrin hatte sich in den Kopf gesetzt dort oben zu nächtigen. Ich hingegen hielt das für keine besonders gute Idee. Zum einen hatte ich respekt vor der Höhe und den Temperaturen, die unter denen meines Schlafsacks liegen würden. Also wollte ich weiter. Der Aufstieg war wesentlich härter als wir erwartet hatten. Viel mieses Geröll und extrem Steil. Statt der angepeilten 4h haben wir gute 5 gebraucht. Oben, nach erreichen „ihres“ Zwischenziels ist Katrin dann total eingebrochen. Regen hing in den Wolken. Zwischenzeitlich war es fast 3 Uhr. Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder sofort weiter um dem Regen zu entkommen oder vollends zum See abzusteigen um dort zu schlafen. Die 6h bis zu den heissen Quellen waren nicht mehr zu schaffen. Also sind wir runter.
Dort war ein Camp einer Trekkingargentur. Eigentlich wollten wir ja nur fragen wo man sonst noch gut ein Zelt aufstellen könne, aber das Mädel hat uns ein Zelt für umsonst angeboten. Die stünden eh leer. Fair (wobei ich nicht weiss ob ihr Chef das auch so fair findet). Ich habe sofort ja gesagt. Katrin war sauer, weil sie so gerne ihr Zelt bei Regen ausprobiert hätte. Als der Gewittersturm dann aber kam, war sie doch auch froh um das grosse Familienzelt in dem auch die Rucksäcke genügend Platz fanden.
Kurz nach uns kamen dann auch noch die zwei Israelis die wir beim Aufstieg getroffen haben in das Camp. Sympathische Israelis, mit denen wir uns noch etwas im Essenszelt unterhalten haben.
Es hat fast die ganze Nacht durchgeregnet. Morgens lag 100m über uns noch etwas Schnee. Mit zweiter Isomatte und allem was ich zum Anziehen hatte habe aber auch ich die Nacht gut überstanden.
Leider hatte der eine Israeli die Höhe nicht vertragen und bekam in der Nacht die Höhenkrankheit. Ziemlich hefig sogar. Sie waren dann aber so vernünftig und haben den Typen vom Camp als Träger über den 3900m hohen Pass engagiert. Später haben sie uns dann erzählt, dass der Höhenkranke es auch ohne Rucksack kaum geschafft hatte.
Die Aussicht oben auf dem Pass über den See und die umliegenden Berge war der Hammer. Leider war es halt auch saukalt.
Die ersten 200m abstieg waren die pure Freude. Ein extrem steiles Stück mit lockerem Kies. Fast wie skifahren.
Irgendwann mussten wir dann den Fluss an dem wir entlang gingen queren. Leider war der mit gut 15m viel zu breit und zu tief um trockenen Fusses auf die andere Seite zu gelangen. Also Schuhe aus, Stock in die Hand und barfuss durch das eiskalte Wasser. Die spitzen Steine auf dem Grund manchten das ganze nicht angenehmer. Als ich bis über die Knie in der recht starken Strömung stand wurde mir klar, dass ich nochmal zurück musste, weil Katrin das alleine nicht schaffen würde. Plötzlich wurde ich von hinten angespritzt und drei Pferde ritten hinter mir vorbei. Auf einem, freudestrahlend, Prizessin Katarina! Ja ja, Frau muss man sein. Da hatte doch ein Guide mittleid mit ihr.
Meine Füsse waren krebsrot. Aber nach 4 Tagen ohne die Socken einmal auszuziehen hat das Wasser sicher nicht geschadet.
An Katrins Tempo muss ich mich erst noch gewöhnen. Sie geht einfach ihr Tempo – egal ob der Himmel zu zieht. Sie will lieber Blumen und Murmeltiere sehen… Ohhh, do ka i auf dr sau naus! Und so kam es dann wie es kommen musste. In strömendem Regen mussten wir 6-7m über einen von dem Fluss halb überspülten Baumstamm balancieren. Danach ging es weiter durch die Matsche. Grrr! Und nochmal grrr!
Letztendlich haben wir es zu den heissen Quellen geschafft. Im heissen Wasser des kleinen Badhäuschens mit einem kühlen Bier sah die Welt dann aber schnell wieder besser aus.
Heute sind wir dann wieder nach Karakol zurück. Unterwegs habe wir noch bei den „natürlichen“ Quellen halt gemacht. Zwei kleine Betonherzen die in den Fluss gemauert sind und mit heissem Wasser aus dem Berg gefüllt werden.
Gemäss Katrin waren es nur 2h bis zu einem Sanatorium, von wo ein Bus fahren sollte. Nach 5h in gutem Schritt waren wir dann auch schon unten. Da hat uns dann ein Taxi aufgegabelt und zurück nach Karakol gefahren.
Den ganzen Tag hatte ich Lust auf Spaghetti Bolognese. Also bin ich noch auf den Basar um die Zutaten zu besorgen. Alles gab’s. Nur nen Metzger hab ich keinen gefunden. Dafür hab ich dann einfach nen gegrillten Gockeler und frisches Brot gekauft. Dann haben wir uns in den Park gesetzt und gegessen. Hmmm, lecker!
Eigentlich haben wir die Tour mit 3 Tagen angesetzt, mit der Option auf einen 4. Tag (zu dem 5000er). Durch den zusätzlichen Zwischenstop am Ara-Köl wurden es jetzt halt fünf. Fünf anstrengende, aber auch sehr schöne Tage.

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