Am Samstag, nach gemütlichem Frühstück bin ich zum Parkplatz bzw hab mich dann auf den Weg zur Luxmore Hut gemacht. Es ging auf einem sehr guten Weg los. Das blieb auch so bis kurz vor der Baumgrenze. Ich hatte mich ja schon aufgeregt. Great Walk – grosser Spaziergang… Aber es sollte sich, vor allem am Sonntag bessern.
Um nicht zu lange auf der Hütte tun zu sitzen, wollte ich sehr gemütlich hoch gehen. Es sollte steil werden. Relativ. Eine Zeit lang hatte ich versucht, meinen Puls unter 120 zu halten. Aber das ging furchtbar auf die Hüfte. Janu, ich hab’s versucht. 4h, mehr war nicht drin. Das vom DOC zeitlich angegebene Minimum.
Auf der Hütte angekommen, hab ich mir mein Bett gesucht und war doch recht ernüchtert. Es war noch schlichter als das auf was ich vorbereitet war. Jedes Notbiwak in der Schweiz ist besser ausgestattet. Stockbetten mit Matratzen, welche in LKW-Plane eingenäht sind. Wie Sportmatten. Es hat so um die 60 Betten, also auch so viele Leute. Abends kocht sich dann jeder in seinem selber mitgebrachten Topf 400ml Wasser und kippt das in sein gefriergetrocktentes Trekkinessen. Nicht mal, dass das ein grosser Topf mit heissem Wasser stehen würde… Und Schlafsack muss man ja auch noch mitbringen.
Die Leute bei mir am Tisch sind fast von glauben angefallen, als ich ihnen erzählt hatte wie es so auf einer SAC-Hütte zu geht.
Dafür hat der Hüttenwart eine kleine Botanikführung angeboten. Das war aufschlussreich. Und Geschichten über Keas (Bergpapageien) erzählt. Die sind mega schlau und es gibt wohl nur noch max 7000 von denen, auch wenn man sie auf jedem Gipfel trifft. Das jedoch nur weil sie von den Menschen oft gefüttert werden. (Noch suchen: YouTube Kea Kepler Track GoPro)
Die Nacht war kurz. Einmal, weil ich so ne Scharchnase schräg unter mir hatte, zum anderen, weil um 6 die ersten aufgestanden sind um sich parat zu machen. Angegeben sind 6h zur nächsten Hütte. Wenn’s da was zu tun geben würde, ich würde ja nichts sagen. Also habe ich versucht so viel und lange wird möglich lieben zu bleiben, gemütlich zu frühstücken und zu trödeln. Um kurz nach 9 Uhr bin ich dann halt auch los. Mit weitem Abstand als letzter. Die Sonne versuchte durch die Wolken zu drücken. Immer wieder taten sich Löcher auf. Ein schönes Spiel von Licht und Schatten in dieser kargen Landschaft hier oben.
Um 10 hatte ich die ersten bereits eingeholt und wenig später sass ich auf dem Gipfel des Mount Luxmore. Mehr als 3h würde ich nicht bis zur nächsten Hütte, der Iris Burn haben. Es war immer noch recht wolkig. Zwischendurch linsten immer wieder dunkle, mit Schnee bedeckt Gipfel hervor. Also blieb ich das sitzen, schaute wieder dem Lichtspiel zu und genoss meine weitestgehende Einsamkeit. So um 12, nach ausgiebigem Mittag, bin ich dann auch wieder los.
Die Wolken hatten sich etwas verzogen und den Blick auf den Weg frei gegeben. Ein gemütlicher T3, der sich ziemlich auf einer Höhe an den Flanken bzw über den Grat zog. The Alpine Section. Für mich als Schweizer nicht so aufregend wie für die anderen, aber sehr schön. Eine richtig schöne Gratwanderung. Vor allem weil sich der Himmel immer mehr auftat. Wie so oft hier, weiss ich gar nicht, welches dieser Postkartenmotive ich nun fotografieren soll.
Mit wirklich reichlich Pausen war ich um 4 an der Hütte. Es sollte in der Nähe einen Wasserfall geben wo man baden konnte. Ok, es war heute waren, aber nicht so heiss. Aber kurz den Schweiss abwaschen war verlockend genug.
Der Wasserfall war überraschend gross. Bestimmt 15, 20m und mit viel Wasser. Rein schwimmen oder drunter stellen ist das nicht. Also halt nur kurz abbaden. Das war war nicht lange aus den Schneebergen unterwegs. Erfrischend.
Der Hüttenwart hatte erzählt, das es in der Gegend Kiwis (Nationalvogel) geben soll. Also dick angezogen und mir noch bei Licht einen gutes Plätzchen gesucht. Leider kamen dann mit Einbruch der Dämmerung auch andere „Jäger“ aus der Hütte. Die hofften wohl einen tanzenden Kiwi auf dem Weg anzutreffen und damit der sich nicht erschrecken würde, haben sie lautstark auf sich aufmerksam gemacht…
Nichts desto Trotz hat sich die Exkursionen gelohnt. Immerhin konnte ich (nun mit Monokular) die Enten, die ich auf dem Weg zum Wasserfall gesehen hatte, eindeutig als Saumschnabelente (Hymenolaimus malacorhynchos) oder wie sie hier heissen, Whio, bestimmen. Sehr selten.
Wenigstens waren die Glühwürmchen in/unter einem Wurzelballen nicht so störanfällig. Das sind Larven/Insekten die einen Faden ablassen und den beleuchten um andere Insekten zu fangen und essen. Das sieht dann aus wie Sternenhimmel oder so ein LED-Netz. Voll schön. An einer dunklen Stelle im Wald waren auch welche. Total surreal. Aber wenn man das mal gesehen hat weiss man wo die Macher von Avatar (Film) ihre Ideen her haben.
Das gemeine war, gerade als ich meine Kiwi-Jagd einstellen wollte, hab ich einen rufen gehört. Aber bestimmt 50m weg. Aber es war ja dann schon nach Mitternacht. Wobei ich sagen muss. Es ging mir sehr gut. Laufen macht einfach glücklich.
Am Montagmorgen um 7 war dann wieder grosse Hektik. 15km, 6h bis zur nächsten Hütte. Abends wirds ja schon um halb 10 dunkel! Man echt! Also wieder getrödelt und um halb, dreiviertel 10 bin ich los. Keine Höhenmeter, ein guter Waldweg, mehr als 4h sollte ich niemals brauchen. Und während ich das so spazierte beschloss ich einfach die nächste Etappe, also Tag 4 grad mitzumachen und die Übernachtung halt zu streichen. Nicht schwäbisch, immerhin hab ich dafür 100$ (60 CHF) bezahlt, aber da dumm rumhängen und mich von den Sand Flys beissen zu lassen? Da geh ich lieber morgen nach Milford, wenn das Wetter noch schön ist.
Um halb 2 war ich an der Hütte, hab mir den Kaffee gemacht und es gegessen und bin dann weiter.
Damit ich nachher nicht noch ein Bett suchen müsste, habe ich in dem Hostel angerufen wo ich am Freitag geschlafen hatte. Hab wieder meinen Single Dorm bekommen. Aber es war so komisch. Da steht man im Wald, Wort wörtlich, umgeben von grossen Bäumen und Farn und bucht ein Zimmer. Soweit so gut. Aber die haben die Rezeption nur bis 6 besetzt. Also musste ich halt etwas schneller gehen. Kurz hatte ich mir überlegt in Rainbow Reach auszusteigen, was viele machen, aber das gilt nicht. Ein bisschen sado-maso gehört dazu.
Kurz vor halb 6 war ich am Parkplatz. 32km, 7.5h Marschzeit. Meine Füsse taten weh und der Muskelkater wird mich morgen wohl umbringen.
Vorher war ich essen. In dem Restaurant meinte die, ich müsste 1h auf’s essen warten. Keine Option. Aber oben gab es Buffet. Nicht billig, von der Qualität her so mittel, aber das war egal. Quantität statt Qualität! Das hat auch der Herr hinter den Braten bei Teller 5 verstanden und mir eine grössere Scheibe abgeschnitten.